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Augenringe bei Olympia

© Repro: Tsp

AUGENringe: Olympische Showspiele

Die Laufwettbewerbe in London werden immer mehr zu Catwalks. Die Männer posen, die Frauen schminken sich. Olympia, das ist eine große Bühne.

Von Katrin Schulze

London, 18 Grad, die Mütze sitzt. Und wie. Dass Usain Bolt an diesem Abend in Topform ist, hatte nicht unbedingt jeder erwartet. Doch der Supersprinter aus Jamaika gibt alles. Wie er ulkt und schäkert und posiert! Erst in den Katakomben, als er der Fernsehkamera ein paar Takte erzählt, später im Stadion. Ein Abklatscher mit einer Helferin hier und ein bisschen Schattenboxen und Tanzen da. Den dicken schwarzen Jogginganzug und die Mütze hat er irgendwann abgelegt. Ach ja, und zwischendurch ist er eben mal so schnell noch zu Gold geflitzt.

Wegen der 9,63 Sekunden allein schaut doch niemand zu – geht ja viel zu schnell. Nein, wir lieben Olympia aus anderen Gründen. Es ist die größte Unterhaltungsshow der Welt, und alle sind die Kandidaten. Usain Bolt, na klar.

Seine Kollegen aus dem 100-Meter-Bereich, aber auch und gerade die Frauen der Londoner Tartanbahn, an die ich noch ein paar praktische Fragen hätte: Wie macht ihr das? Wie kann man während eines Wettkampfes so schön sein? Verläuft das Make-up und die Wimperntusche nicht? Ja, schwitzt ihr gar nicht? Und warum brechen die langen bunten Fingernägel beim Start auf der harten Bahn nicht ab, wenn sie doch bei mir schon durch leichtes Schlagen auf die Tastatur nachgeben?

Bei Shelly-Ann Fraser-Pryce aber sitzt alles, während sie zum Olympiasieg fliegt. Und Deedee Trotter, die Frau mit den Strasssteinchen und rot-blau-weißen Bemalungen im Gesicht, sieht aus, als würde sie gleich nach dem 400-Meter-Rennen in die Disko gehen. Weil sie genau wie Usain Bolt weiß, dass die Olympischen Spiele vor allem eine große Bühne sind. Und für alle anderen eine Lehrstunde im effektvollen Auftreten. Merke: Einfach mal ein bisschen dicker auftragen. Und die Nervosität immer gekonnt überspielen. Katrin Schulze

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