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Medien: Augstein im Einstein

Fotoausstellung über den Gründer des „Spiegels“

Walser, Solschenizyn, Kissinger, Jünger, Breschnew, Heidegger, Wehner, Jaspers, Ulbricht. Die Liste der „Spiegel“-Gespräche, an denen Rudolf Augstein teilgenommen hat – insgesamt siebzig zwischen 1957 und 1999 – ist lang. Die von den Interviewten stets autorisierten „Spiegel“- Gespräche führte Augstein nach dem Vorbild der „US News and World“ ein. Bis heute enden sie mit den Worten „... wir danken Ihnen für dieses Gespräch“, und immer steht daneben als Beleg dafür, dass das Gespräch tatsächlich persönlich stattgefunden hat, ein Foto, das den Interviewten und den (oder die) Interviewer zeigt. War einer der Journalisten Augstein selbst, ließ sich der Gründer und Herausgeber des Magazins nicht gesondert hervorheben. In einem klein gedruckten Zusatz zur Bildunterschrift wurde er schlicht als „Redakteur Rudolf Augstein“ bezeichnet.

Die meisten Fotos, die jetzt, gut drei Jahre nach Augsteins Tod, in der Galerie des Café Einstein Unter den Linden zu sehen sind, stammen aus diesen „Spiegel“- Gesprächen. Weitere zeigen ihn als Privatmann – und als Politiker, als der sich Augstein Ende der 60er in der FDP versuchte. Nur ein Foto vermisse er, sagte der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher am Dienstagabend in seiner Eröffnungsrede: Wolfgang Döring, der 1962 während der „Spiegel-Affäre“ seinen Freund Augstein verteidigt hat. Die beiden seien „aufeinander abgestimmt“ gewesen, sie hätten sich „gegenseitig bewundert und ergänzt“, sagte Genscher.

Die Idee zur Foto-Ausstellung stammt von Gisela Stelly-Augstein, eine der Ex- Frauen des legendären Journalisten. Die Galerie des Einstein ist der passende Ort dafür. Nicht nur, weil der Besitzer Gerald Uhlig seit seinem 16. Lebensjahr Woche für Woche den „Spiegel“ liest, und ihm auch 20 US-Dollar nicht zu viel waren, um während eines Karibik-Aufenthalts die Ausgabe zu Augsteins Tod zu kaufen. Das Einstein erscheint auch deshalb so passend, weil laut Uhlig „viele Journalisten und Politiker das Café zu ihrem zweiten Zuhause gemacht haben“.

Die Ausstellung begleitet ein 153-seitiger Katalog mit zahlreichen Fotos und einer Auswahl von „Spiegel“-Gesprächen. Sie sind auch viele Jahre danach noch immer lesenswert.

Die Ausstellung im Café Einstein, Unter den Linden 42, ist bis Ende April täglich von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Der Katalog ist gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro in der Galerie erhältlich sowie in Kürze online unter spiegel.de/shop

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