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Medien: Bayern für alle

Premiere gibt Champions-League-Hit frei – einmalig

Premiere-Chef Georg Kofler soll von sich behaupten, eher „ein Abenteurer als ein Bewahrer“ zu sein. In jüngster Zeit hat Kofler seinem Naturell ziemlich entsprochen. Vor Wochen trennte er sich in großem Stil von seinen Aktienpaketen am eigenen Unternehmen. Und für heute Abend hat der Fernsehmanager die heißeste Ware frei gegeben, die das Premiere-Programm zu bieten hat: den Champions-League-Klassiker Bayern München gegen Real Madrid. Das entscheidende Rückspiel im Achtelfinale läuft zwar – wie das Hinspiel vor 14 Tagen – ab 20 Uhr 45 im Pay-TV-Sender Premiere, dem Rechteinhaber; der weitaus größte Teil der Zuschauer wird es sich vorm Bildschirm aber mit Sat1 gemütlich machen. Den Fußball-Straßenfeger gibt es dort als „Champions TV“ für lau. Eine Überraschung, erst vor einer Woche war das bekannt worden.

Eine Kehrtwende bei Premiere? Deutsch-europäischer Spitzenfußball für alle, wie in alten Europapokal-Zeiten, wie das Bayern-Manager Uli Hoeneß immer gefordert hat? „Nein“, sagt Premiere-Sport-Vorstand Carsten Schmidt. Sollte Bayern München das Viertelfinale und mehr erreichen, würden die Spiele ausschließlich auf Premiere laufen. „Wir haben uns die Entscheidung jetzt nicht leicht gemacht. Aber wir haben mit der Champions TV-Übertragung auf Sat 1 eine hervorragende Möglichkeit, einem Millionenpublikum unsere verschiedenen Fußballangebote in einem attraktiven Fenster zu präsentieren.“ Trotzdem, viele wundern sich über Koflers Verkaufspolitik: Wenn man schon mit Bayern gegen Real keine Abonnenten fürs Bezahlfernsehen ködern will oder kann, wann dann? Premiere stellt sich die Frage offenbar nicht. Nach Abwägung aller Aspekte und der „besonderen Situation“ nach dem Hinspiel habe man sich mit dem ehemaligen Champions-League-Sender geeinigt. Sat 1habe ein gutes Angebot geschnürt, so Schmidt. Über den Preis, der an Premiere gezahlt wird, wird Stillschweigen gewahrt. Er dürfte nicht so hoch sein wie eine eigenproduzierte Übertragung. Das Sat1–Programm heute Abend wird unter dem Label „Champions TV“ von Premiere verantwortet, inklusive Kommentator Marcel Reif. Den sonst fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit arbeitenden Bundesliga-Reporter kann man seit Saisonbeginn gelegentlich im Deutschen-Sport-Fernsehen (DSF) genießen. Dort erreicht „Champions TV“ bei deutscher Beteiligung drei bis vier Millionen Zuschauer – eine für den Spartenkanal bachtliche Größe, aber nicht mehr. Bei Bayern gegen Real auf Sat 1 rechnet Schmidt in der Spitze mit über zehn Millionen Zuschauern. Ob die hinterher Premiere bestellen, ist allerdings mehr als fraglich. Von Ende 2005 bis Ende 2006 ist die Abonnentenzahl bei Premiere – mit dem Verlust der Bundesliga-Rechte an den Mitbewerber arena – von 3,56 auf 3,41 Millionen gesunken. Es gibt Hunderte von Sportbars, und wer regelmäßig Champions League sehen will, kauft sich neuerdings eine „premiere flex“-Karte, ohne sich auf ein dauerhaftes Abo einlassen zu müssen. Das funktionert wie beim Prepaid-Handy. Mit der über Premiere und im Handel für 25, 50 oder 75 Euro erhältlichen Karte kann man einzelne Spiele oder Premiere-Pakete erwerben, sie sich anschauen, ohne Vertragsbindung.

Solche Wege werden für ein mögliches Bayern-Spiel im Viertelfinale gegen Manchester United nötig sein. Das will Georg Kofler dann doch lieber exklusiv für Premiere bewahren.

„Champions TV“, Bayern München gegen Real Madrid, Sat 1, ab 20 Uhr 15

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