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Berliner Radiomarkt: Mehr Verlierer als Gewinner

Unterm Strich kommen den Radiosendern der Region 30 000 Hörer abhanden.

Der Berlin-Brandenburger Radiomarkt entwickelt sich leicht gegen den Trend. Anders als im übrigen Bundesgebiet müssen die Radiowellen der Region einen kräftigen Einbruch der Hörerzahlen hinnehmen. Dies ergeben die Zahlen der Radio MA II, die die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse in Frankfurt am Dienstag bekannt gegeben hat. Die Einrichtung ist ein Zusammenschluss von 260 Unternehmen aus der Medien- und Werbewirtschaft. Sie untersucht zweimal jährlich die Radionutzung und befragt dazu 64 000 deutschsprachige Bürger ab zehn Jahren nach mehr als 100 Radiosendern. Die Ergebnisse sind wichtig zur Ermittlung der Werbepreise der einzelnen Stationen.

In Berlin überwiegen der Radio MA II zufolge die Verlierer. Acht Stationen mit steigenden Hörerzahlen (plus 64 000) stehen elf Sender mit rückläufigen Nutzerzahlen (minus 94 000) entgegen. Unterm Strich beträgt das Minus somit 30 000 Hörer in der Durchschnittsstunde. Da jedoch in der zurückliegenden Radio-Reichweitenstatistik von März ein Plus von 90 000 Hörern gegenüber der Radio MA 2011/II verbucht worden war, bleibt im Jahresvergleich noch ein Plus von 60 000 Hörern.

Die Rangfolge auf den vorderen Plätzen des Berlin-Brandenburger Radiomarktes ändert sich trotz der teilweise heftigen Ausschläge kaum. An der Spitze steht unverändert Antenne Brandenburg. Die öffentlich-rechtliche Welle legt um über vier Prozent zu. Neue Nummer zwei ist RTL, das mit minus 3,9 Prozent etwas weniger verliert als BB Radio. Mit einem Minus von fast zehn Prozent büßt der Sender unter den reichweitenstarken Wellen besonders kräftig Hörer ein und rutscht damit auf den dritten Platz. Ebenfalls recht deutlich unter den Top Ten in Berlin und Brandenburg verliert der Berliner Rundfunk, der 14 000 Hörer (minus neun Prozent) weniger verzeichnet. Das Inforadio des RBB legt um 10 000 Hörer zu (plus 23,8 Prozent) und ist das erfolgreichste Nachrichtenprogramm in Deutschland.

Die größten Ausschläge liefern naturgemäß die kleineren Sender. Hier verlieren Jam FM 21,7 Prozent, Radio Paradiso 23,3 Prozent und Flux FM 19 Prozent. Deutlich im Plus liegen hingegen Klassik Radio (plus 31 Prozent), Radio Teddy (plus 53 Prozent) und Jazz Radio (plus 50 Prozent).

Das werbefreie Kulturradio des RBB steigert die Tagesreichweite und erreicht nun einen Marktanteil von 2,1 Prozent (zuvor 2,0 Prozent). Deutschlandradio Kultur legt leicht zu, der Deutschlandfunk verliert in der Region fast 16 Prozent Hörer.

Insgesamt bauen die 52 öffentlich-rechtlichen Sender der ARD auf dem deutschen Radiomarkt ihre Stellung vor den privaten Wellen leicht aus. Sie werden täglich von 38,2 Millionen Menschen eingeschaltet. Das entspricht einem Anteil von durchschnittlich 52,2 Prozent der Tagesreichweite, etwa 0,1 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage vom März. Mindestens einen der privaten Sender hören dagegen 33,5 Millionen Radionutzer, das sind 45,7 Prozent der Tagesreichweite und somit 0,1 Prozentpunkte weniger als im März.

Die treuesten Radiofans sind mit durchschnittlich 234 Minuten Hördauer die 30- bis 59-Jährigen. Aber auch die Jüngeren nutzen das Medium ausgiebig, nicht zuletzt über das Internet. Die zehn- bis 29-Jährigen hören im Schnitt 144 Minuten Radio von Montag bis Freitag. Über alle Altersgruppen hinweg hören die Deutschen täglich 199 Minuten Radio. Bei der zweimal im Jahr organisierten Erhebung werden auch die Hörgewohnheiten von Kindern ab zehn Jahren sowie allen deutschsprachigen Ausländern berücksichtigt.

Radiowerbung ist für die Werbungtreibenden wichtiger denn je. Dies spiegelt sich auch in der Halbjahresbilanz des Public-Private-Vermarkters AS&S Radio wider. Die Tochtergesellschaft der ARD-Werbung Sales & Services GmbH hat ihren Umsatz im ersten Halbjahr um elf Prozent auf rund 280 Millionen Euro gesteigert. Allein im Juni betrug der Umsatzzuwachs 17,5 Prozent. Aktuell liegt der Werbemarktanteil der AS&S Radio in der Radiovermarktung bei 38,9 Prozent gegenüber 36,8 Prozent im Vorjahreszeitraum. Zu den umsatzstärksten Branchen gehörten dabei Unternehmen aus den Bereichen Handel, Kraftfahrzeugmarkt und Möbel.

AS&S Radio vermarktet neben den öffentlich-rechtlichen Wellen auch Privatradios. Dem Mediendienst Kress.de zufolge wechseln allerdings die Sender mit RTL-Beteiligung im kommenden Jahr zum Vermarkter RMS. (mit dpa)

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