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Medien: Berliner Verlag: FU-Forscher sagen ab

Bei der Aufarbeitung der Stasi-Affäre muss die „Berliner Zeitung“ auf die Unterstützung des Forschungsverbundes SED- Staat verzichten. Nach den Stasi-Bekenntnissen von zwei leitenden Redakteuren der Zeitung hatte Chefredakteur Josef Depenbrock eine Untersuchung unter anderem mit Hilfe des FU-Instituts angekündigt.

Bei der Aufarbeitung der Stasi-Affäre muss die „Berliner Zeitung“ auf die Unterstützung des Forschungsverbundes SED- Staat verzichten. Nach den Stasi-Bekenntnissen von zwei leitenden Redakteuren der Zeitung hatte Chefredakteur Josef Depenbrock eine Untersuchung unter anderem mit Hilfe des FU-Instituts angekündigt. Doch die Forscher haben den Auftrag abgelehnt, bestätigte Jochen Staadt vom Forschungsverbund einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Die Bredouille des Berliner Verlages lässt sich nicht mit einer wissenschaftlichen Untersuchung aus der Welt schaffen, sagte Staadt dem Tagesspiegel. Der Wissenschaftler war unter anderem an der Stasi-Studie zur ARD beteiligt.

Grundsätzlich habe man durchaus Interesse an der historischen Untersuchung bei der „Berliner Zeitung“ gehabt, doch nach Durchsicht der Konditionen habe man den Auftrag ablehnen müssen. Anders als bei der ARD wäre es bei der „Berliner Zeitung“ darum gegangen, welche Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet hätten. Dabei wäre man in den „Geruch einer verdeckten Personalüberprüfung“ geraten. Die Untersuchung sei zudem im vorgesteckten zeitlichen Rahmen bis Ende Mai bei einer einigermaßen gründlichen Recherche „undurchführbar“ gewesen. Zumal es bei der „Berliner Zeitung“ nicht nur um die Stasi-Unterlagen gegangen wäre. Bei einer Ex-SED-Bezirkszeitung hätte auch das Bundesarchiv einbezogen werden müssen. „Unter sechs Monaten ist das nicht zu machen“, so Staadt.

Der Redaktionsausschuss der „Berliner Zeitung“ sieht sich in seinen Zweifeln bestätigt, ob die Überprüfung der Redaktion im Rahmen eines Forschungsauftrages überhaupt zulässig gewesen wäre, sagte der Sprecher des Ausschusses, Thomas Rogalla, am Sonntag auf Nachfrage. Die Redaktion werde ihren Weg über freiwillige Anträge auf Selbstauskunft weitergehen. Viele Kollegen hätten dies bereits in den letzten Jahren getan. „Nachdem auf der Redaktionsversammlung Anfang der Woche 85 Redakteure diesem Vorschlag zugestimmt haben, sind inzwischen Mails von Auslandskorrespondenten und Mitarbeitern aus dem Urlaub eingegangen.“ Inzwischen wollten fast 95 der rund 120 Redakteure die Selbstauskunft beantragen, so Rogalla. Kurt Sagatz

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