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Medien: Besser bis zur Fußball-WM warten

LCD- und Plasma-Fernseher werden noch billiger und besser. Mit Lieferengpässen ist nicht zu rechnen

2006 wird das Jahr des Flachbild-Fernsehers. Die industrienahe Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik gfu erwartet bei LCD-Bildschirmen für 2006 ein Plus von 75 Prozent und für Plasma-Geräte einen Zuwachs um 45 Prozent. Vor allem die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, die erstmals ausschließlich im Breitformat ausgestrahlt wird, heizt den Verkauf der Fernsehflundern an (siehe Kasten unten). Doch Untersuchungen unter anderem der Stiftung Warentest haben gezeigt, dass die hochauflösenden Fernseher nicht nur Vorteile haben, vor allem wenn es um die Darstellung des derzeit vorherrschenden PAL- Bildes geht. Dass man sich vor dem Kauf eines Flatscreens etwas näher mit der Materie beschäftigen sollte, zeigt zudem die Verunsicherung um die HD-Logos.

WELCHER GERÄTETYP IST GEEIGNET?

Die wichtigste Frage beim Kauf eines Flachfernsehers bleibt, für wen welcher Gerätetyp geeignet ist. LCD-Displays dominieren die Fernseher mit einer Diagonale um die 80 Zentimeter, Plasma-Geräte spielen ihre Vorteile jenseits der Ein-Meter-Diagonale aus (siehe Kasten oben). Somit entscheiden nicht zuletzt die Räumlichkeiten darüber, welcher Typ besser geeignet ist, sagt Roland M. Stehle von der gfu. Die Entfernung von Bildschirm und Zuschauer sollte das Vierfache der Diagonale betragen. Bei geringerer Distanz könnte die Pixelstruktur der Bildschirme unangenehm auffallen, vor allem beim normalen PAL-Fernsehstandard. Ob man bereits jetzt ein Gerät wählen sollte, das den hochauflösenden Fernsehstandard der Zukunft, das so genannte HDTV, unterstützt, darüber streiten die Experten. Die branchennahe gfu weist darauf hin, dass von den Verbrauchern Geräte ohne das Logo „HD ready“ kaum noch nachgefragt werden. Allerdings hat die Stiftung Warentest bei ihrem letzten Fernsehgerätetest („test“: 10/2005) bemängelt, dass von dreizehn LCD- und Plasmakandidaten zwar sechs ein „sehr gutes“ HDTV-Bild zeigten, aber nur ein einziger Fernseher brachte ein gutes PAL-Bild auf den Bildschirm. Wer immer sich also in den nächsten Monaten einen HDTV- Flachbildschirm zulegt, ist somit gut beraten, sich beim Händler nicht nur die hochauflösenden Werbevideos, sondern vor allem eine normale Fernsehsendung (am besten mit eingeblendeter Laufschrift wie bei n-tv oder N24) anzusehen.

WAS BESAGT DAS LOGO „HD READY“?

Das HD-ready-Logo ist derzeit das einzige herstellerübergreifende Siegel dafür, dass der Fernseher zumindest die wichtigsten Merkmale des hochauflösenden Zukunftsfernsehens erfüllt. Damit ein Gerät das Logo tragen darf, muss es die Bilder bauartbedingt im 16:9-Format zeigen und mindestens für die HDTV- Auflösung 720p (1280 mal 720 Bildpunkte) geeignet sein. Besser ist allerdings die Auflösung 1080i (1920 mal 1080 Pixel), die es aber erst bei größeren Displays gibt. Ferner muss das Gerät das Kopierschutzverfahren HDCP (High bandwith Digital Content Protection) beherrschen. Aber Achtung: Logos wie „HDTV-ready“ oder „HD-vorbereitet“ sind Fantasiebegriffe, „nur das Original-Logo ,HD ready‘ garantiert, dass die Geräte für die Darstellung von HDTV- Sendungen und DVDs geeignet sind“, warnt gfu-Mann Stehle. Wichtig ist auch, dass die Fernseher über digitale Ein- und Ausgänge beispielsweise für digitale Satellitenempfänger oder Festplattenrekorder verfügen. Diese bezeichnen die Hersteller mit HDMI oder auch mit DVI.

ALTERNATIVE „PAL OPTIMIERT“

Wem es nicht in erster Linie um HDTV geht, sollte sich zudem Geräte ansehen, die das Logo „PAL optimiert“ oder „PAL optimal“ tragen. Die Auflösung dieser 16:9-Flachbildfernseher mit LCD-Technik liegt zwar unter der HD-Norm, dafür sehen die PAL-Bilder brillanter aus, sagt Peter Knaak von der Stiftung Warentest. Auf HDTV muss dabei nicht verzichtet werden, auch hochzeiliges Material stellen sie gut dar. Wichtig auch hier: digitale Ein- und Ausgänge sowie das Kopierschutzverfahren HDCP.

GUTES EINGANGSSIGNAL NÖTIG

Das Fernsehbild kann immer nur so gut sein, wie das dafür eingesetzte Bildsignal. Bilder vom digitalen Satellitenempfänger, der zudem über ein abgeschirmtes Kabel mit dem Fernseher verbunden ist, werden auf dem Flachbildschirm immer einen besseren Eindruck hinterlassen, als wenn das Signal noch analog aus dem Kabel kommt. Dies gilt umso mehr, wenn auf dem Weg von der TV-Steckdose noch mehrere Weichen und zudem noch billige, nicht abgeschirmte Kabel verwendet werden.

WAS MUSS ICH AUSGEBEN?

Der Einstiegspreis bei LCD-Geräten mit 80-Zentimeter-Display liegt bei ungefähr 1200 Euro. Je nach Ausstattung können die Geräte auch deutlich mehr kosten, wenn zum Beispiel Dolby digital unterstützt wird und zusätzliche Dekoder beispielsweise für DVB-T enthalten sind. LCDs mit „PAL optimal“ liegen in einer ähnlichen Preisklasse. Plasma-Geräte mit einer Diagonalen von 106 Zentimeter fangen bei 1500 Euro an, auch hier entscheidet die Ausstattung den Preis, der nicht selten zwischen 2500 und 3000 Euro liegt.

JETZT KAUFEN ODER SPÄTER?

Für Peter Knaak von der Stiftung Warentest sprechen zwei Gründe dafür, möglichst lange mit dem Kauf des Flachfernsehers zu warten. „Zum einen hält der Preisverfall weiter an, zum anderen entwickeln die Hersteller immer neue Verfahren, vor allem die PAL-Bilder besser darzustellen“, so der Experte. Zudem hätten die Firmen ihre Kapazitäten auf die flachen Bildschirme umgestellt, so dass nicht mit Lieferengpässen zu rechnen sei. Wenn die Fußball-WM nicht die entscheidende Richtgröße ist, empfiehlt Knaak sogar, mit dem Kauf noch ein bis zwei Jahre zu warten. „Noch wird über den HD-Nachfolger der DVD gestritten und gerade bei der Technik tut sich derzeit sehr viel. Wer jetzt ein HD-Flachfernseher kauft, ist nach wie vor ein Pionier, der damit die Entwicklungsarbeit der Hersteller finanziert“, so Knaak. Roland Stehle von der gfu sieht das anders: „Natürlich geht die technische Entwicklung weiter, aber die Kinderkrankheiten sind längst ausgeräumt. Und der Preisverfall scheint in einigen Bereichen bereits gestoppt zu sein.“

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