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Besser hören: Die Innenwelten des Manns

Von Feuchtwanger bis Lacan: Was Sie im Radio diese Woche nicht verpassen sollten.

War Jacques Lacan ein Wissenschaftler oder ein Schriftsteller? Ein Arzt oder ein Künstler? Als der Franzose auf dem Gipfel seines Ruhms stand, vor dreißig, vierzig Jahren, war er für viele Intellektuelle einfach ein Meister ohne Grenzen. Mit ihrem Feature „Lacan“ blickt Autorin Elodie Pascal zurück auf ein kulturgeschichtliches Phänomen. Ein barock wirkender Universalgelehrter, der die menschliche Seele wie einen fremden, rätselhaften Text untersuchte und selber Texte schrieb, die faszinierend schwer verständlich waren. (Kulturradio vom RBB, 14. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz)

Den Krimi zur aktuellen Debatte um die Sicherungsverwahrung hat Autor Thilo Reffert geschrieben. Im neuen Radio-Tatort „Fischers Fall“ muss ein notorischer Gewaltverbrecher nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden. Vor vielen Jahren hat ihn der Magdeburger Kommissar Fischer ins Gefängnis gebracht, mithilfe einer Kronzeugin, die nun entsetzliche Angst vor der Rache des Freigelassenen hat. Was ist berechtigt an dieser Angst, was ist übertriebene Panik? Fischer entschließt sich zu einem Experiment, dessen Folgen er schon bald nicht mehr beherrschen kann (SWR 2, 15. September, 22 Uhr 03, Kabel UKW 107,85; auch beim Kulturradio vom RBB, 19. September, 22 Uhr 04).

Wenn jeder ernst zu nehmende Krimi ein Kind seiner Zeit ist, dann dürfte der Vergleich zweier Krimis mit fast 30 Jahren Altersunterschied durchaus interessant sein. Auch in Jens Hagens Hörspiel „Brunx“ aus dem Jahr 1983 geht es um einen Gewaltverbrecher, der aus dem Gefängnis freikommt, hier auf illegalem Weg. Seine Kumpane draußen warten mit neuen Projekten, aber dieser Brunx braucht nun erst mal eine Auszeit. In seinem Kopf spuken widersprüchlichste Ideen und Träume, über die er Klarheit gewinnen möchte. Wenig Action und Thrill, dafür das Innenweltdrama eines Mannes, der rein äußerlich betrachtet auch ein Fall für die Sicherungsverwahrung sein dürfte (Deutschlandfunk, 17. September, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Im Oktober 1945 lebt Lion Feuchtwanger als Emigrant in Kalifornien. Eine Nachrichtenagentur möchte ihn nach Deutschland schicken, wo er die Nürnberger Prozesse kommentieren soll. Aber Feuchtwanger will nicht in die verlorene Heimat zurück, auch nicht als Beobachter eines historischen Ereignisses. Renate Beckmanns Feature „Endstation Exil“ nimmt diese Weigerung als Ausgangspunkt für einen Exkurs in die Welt der literarischen Emigration in den USA. Das Leben in Feuchtwangers berühmter „Villa Aurora“: Brecht und Thomas Mann erscheinen nur getrennt zum Tee, arme Genies dürfen sich in Marta Feuchtwangers Küche einmal satt essen, unbeeindruckt von den schwierigen Zeitläufen schreibt der Herr des Hauses in seinem Arbeitszimmer einen dickleibigen Roman nach dem anderen (Kulturradio vom RBB, 18. September, 14 Uhr 04).

Ein Leuchtturm vor der walisischen Küste ist Handlungsort in Bernard Pictons Krimi „Leuchtturm Neun“. Ein neuer Mann hat auf dem Turm angeheuert, bald gibt es Konflikte mit der Stammbesatzung. Bevor der Chef ein klärendes Gespräch führen kann, hängt der Neuzugang an einem Treppenbalken. Die Obduktion lässt vermuten, dass es kein Selbstmord war, also muss ein Inspektor raus auf die offene See. Als der gerade seine Ermittlungen begonnen hat, schneidet ein Sturm jede Verbindung zum Festland ab. In klaustrophobischer Enge warten der Ermittler, einige Unschuldige und ein noch unbekannter Mörder auf besseres Wetter. Leuchtturm Neun verwandelt sich in ein Pulverfass (Deutschlandradio Kultur, 19. September, 21 Uhr 33).

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