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Cross-Promotion. Erst war Frank Plasberg zu Gast bei Thomas Gottschalk (r.), dann Gottschalk bei Plasberg. Foto: ARD

© ARD/Philipp Hageni

Medien: Betreutes Moderieren

Gottschalk zeigt sich in Schlecht- und Bestform.

Am Montagabend lieferte Thomas Gottschalk seine bisher beste Show in der ARD ab. Der Mann war klug, witzig, geistreich – er verblüffte, hörte zu und war während der gesamten Sendung präsent. Dummerweise hieß die Sendung nicht „Gottschalk live“, sondern „Hart aber fair“.

Weil „Gottschalk live“ jede Menge Unterstützung braucht, kam einer auf die Idee, dass an einem Montag Frank Plasberg zu Gast sein könnte bei Gottschalk, und danach könnten beide in einem Großraumtaxi quer durch Berlin in das Studio fahren, in dem „Hart aber fair“ aufgezeichnet wird. Eine Stunde liegt zwischen beiden Sendungen – müsste klappen.

Klappte auch, war am Ende aber doch schwieriger, als man sich das beim Fernsehen wohl gedacht hatte. Die Rechnung, dass der erfolgreiche Plasberg dem gerade nicht so erfolgreichen Gottschalk Amtshilfe leistet, hatte mitunter was vom betreuten Moderieren. In seiner eigenen Show vor 1,45 Millionen Zuschauern wirkte Gottschalk wie so oft fahrig, er hatte die Themen nicht im Griff, Gags hatte er auch nicht. Wenn Markus Peichl am Donnerstag die Redaktionsleitung der Vorabendshow übernimmt, wird er viel zu tun haben; hoffentlich hat er sich „Hart aber fair“ angeschaut, möglicherweise findet er da den Schlüssel zum Erfolg.

Denn dort war es plötzlich anders, Gottschalk wirkte in dieser Talkrunde mit 3,73 Millionen Zuschauern souverän, es schien fast so, als würde er schon allein wegen des Studiopublikums aufblühen. Außerdem sprach er frei, er hielt sich nicht an Moderationskarten fest, er wirkte nicht gehetzt – er fühlte sich wohl. Was vielleicht auch daran liegt, dass das Thema von „Hart aber fair“ diesmal streng genommen „Gottschalk“ hieß. Es ging um ihn, um die Frage, warum er sich seine Vorabrendshow noch antut, aber weil die „HAF“-Redaktion es wohl etwas seltsam fand, das Motto der Sendung umzudeuten in „Wenn Gottschalk auf Plasberg trifft“, wurden noch andere Gäste eingeladen, und das Thema hieß: „Berühmt um jeden Preis – wie viel Öffentlichkeit verträgt der Mensch?“ Das war ziemlich langweilig.

Ross Antony, der 2008 „Dschungelkönig“ war, glaubt, er sei berühmt, die Moderatorin Mirjam Weichselbraun geht auch davon aus, dabei sind die beiden höchstens bekannt. Und während sie über sich selbst sprechen, spricht Gottschalk über den Job und vor allem über die Menschen, die erst dafür sorgen, dass jemand berühmt wird. Es war interessant, wie das Fernsehen bei dem Versuch scheitert, etwas zu erklären, für das es als Verstärkermedium mitverantwortlich ist; interessant, weil es nicht um Inhalte, nicht um Talent, nicht um das Können von Stars ging, also um all das, was Öffentlichkeit herstellen kann. Es war wieder Gottschalk, der en passant erklärte, dass das Glück auch eine Rolle spielt. Ein bisschen ging es zudem um das Pech, das so Sachen wie „das Facebook“ (Hellmuth Karasek) mit sich bringen. Das war die dritte Sendung in nur einer Ausgabe von „Hart aber fair“.

Ein Erkenntnisgewinn aber bleibt, dafür muss man Frank Plasberg mal loben: Er hat bewiesen, dass Thomas Gottschalk es noch kann. Theoretisch. Wenn er will. Schade, dass er gerade eine Sendung moderiert, die er nicht will. Matthias Kalle

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