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Ende der Kostenloskultur: Der Springer-Verlag macht seine Website Welt Online kostenpflichtig.

© dapd

Bezahlschranke: Springer macht Welt Online kostenpflichtig – teilweise

Mit dem 12.12.2012 will der Springer-Verlag das Ende der Kostenloskultur im Netz einläuten: Als erste überregionale Zeitung wird „Die Welt“ im Netz kostenpflichtig. Doch ist die Paywall leicht zu umgehen.

Das Datum ist symbolisch gewählt. An diesem Mittwoch, am 12. 12. 2012, will der Axel Springer Verlag eine neue Epoche für die deutsche Zeitungsbranche einläuten. Er will die Kostenloskultur im Netz beenden und macht deshalb als erster deutscher Verlag mit Welt Online die Website einer überregionalen Tageszeitung kostenpflichtig. Allerdings: die Umsetzung erfolgt nicht ganz konsequent, die Paywall hat einige Löcher. „Sicher ist dieses Modell nicht vollendet. Wir sind auf der Suche“, sagte Springer-Vorstand Mathias Döpfner am Montagabend bei der Vorstellung des Konzepts. Auf der Suche nach einem Modell, mit dem Qualitätsjournalismus ein Geschäftsmodell bleibt. Vorbild für das Springer-Konzept ist die „New York Times“ (NYT). Wie früher bei der US-Zeitung werden auch bei Welt Online 20 Artikel pro Monat kostenfrei sein, ab dem 21. Text muss dann gezahlt werden. Die Nutzer können dabei aus drei verschiedenen Abo-Modellen wählen, die monatlich zwischen 6,99 Euro und 14,99 Euro kosten. Der erste Test-Monat 99 Cent. Abonnenten der „Welt“ bekommen einen kostenfreien Zugang. Die "NYT" hat die Zahl der kostenfreien Texte inzwischen auf zehn reduziert, auch Springer schließt nicht aus, dies im Laufe der Zeit zu tun. Doch bietet die Paywall von Welt Online Platz zum Durchschlüpfen. Für Artikel, die über Suchmaschinen wie Google zu finden sind oder per Link in sozialen Netzwerken wie Facebook empfohlen werden, muss weiterhin nicht gezahlt werden. Und wer verschiedene Geräte besitzt, also einen stationären Computer, ein Smartphone und einen Tablet-PC, oder wer verschiedene Browser nutzt, kann jeweils 20 Texte lesen und kommt so insgesamt auf eine höhere Zahl. Springer stört das aber nicht. „Es geht uns nicht darum, eine unüberwindbare Mauer um unsere Inhalte hochzuziehen, sondern wir wollen zahlungsbereiten Nutzern ein faires Angebot bieten“, sagte Romanus Otte, Digital-Chef der „Welt“-Gruppe, am Montagabend. Ob und zu welchem Preis die Nutzer zahlungsbereit sind, hängt aber nicht nur vom jeweiligen Angebot ab, sondern auch vom Angebot der Konkurrenz. Wenn kein anderes Medienunternehmen den Weg des Bezahlmodells mitgehe, „dann entsteht kein Markt, dann wird es schwierig“, sagte Döpfner. Bei der Umstellung gehe es aber auch

„um weit mehr als die Durchsetzung eines Abo-Modells. Es geht um die große Frage, ob es uns gelingt, die Zeitung von Papier zu emanzipieren.“ Hier ist Döpfner zuversichtlich. „Zeitung bedeutet Haltung, gesellschaftlicher Auftrag, Geschichten zu erzählen und eine verantwortliche Absenderschaft. Dieses Prinzip Zeitung ist nicht schicksalhaft an ein Medium, an Papier gebunden.“ Welt Online soll deshalb nur der erste Versuch aus dem Hause Springer sein. Auch Bild.de soll bald kostenpflichtig werden. Spätestens zum Start der Fußball-Bundesliga-Saison 2013/2014, wenn Bild.de die Zusammenfassungen aller Spiele zeigt.

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