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BILD DIR DEIN URTEIL: Das Recht und wie "Bild" es sieht

Das Boulevardblatt sucht "Hobby-Gerichtsreporter" für Berlin. Zunächst soll es nur um Presserechtsfälle gehen, kommt der Erfolg, sollen weitere Bereiche dazu kommen. Vorbild sind die "Leserreporter".

Diese Annonce ist am Mittwoch in der „Berliner Morgenpost“ und in der „taz“ erschienen. „Bild sucht Hobby-Gerichtsreporter.“ Tatsächlich will Deutschlands größte Boulevardzeitung aus dem Axel-Springer-Verlag Mitarbeiter akquirieren, die „ein bis zweimal pro Woche öffentliche Verhandlungen live im Gerichtssaal verfolgen und protokollieren“, wie es in der Anzeige heißt. Geboten wird ein Honorar, juristische Grundkenntnisse sind hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Weil in deutschen Gerichtssälen das Mitschneiden in Bild und Ton verboten ist, gelten für diese Hobby-Reporter Stenografie oder andere Protokolltechniken als unbedingtes Muss.

„Bild“-Sprecher Tobias Fröhlich sagte, die „Hobby-Gerichtsreporter“ seien eine Fortführung der „Leserreporter“. „Wir sind zunächst in der Testphase, deswegen beschränken wir uns auf Berlin und die hiesige Pressekammer.“ Ist das Experiment erfolgreich, sei eine Ausweitung auf andere Bereiche und weitere Städte denkbar. Das Prinzip ist dem der „Leserreporter“ vergleichbar, heißt, wenn der Presserechtsfall für ein größeres Publikum interessant erscheint, wird er in der „Bild“-Redaktion überprüft, nachrecherchiert und gegebenenfalls veröffentlicht.

Seit der Einführung der „Leserreporter“ im Juli 2006 sind nach Fröhlichs Angaben rund 570 000 Fotos geschickt worden, von denen mehr als 12 000 gedruckt wurden; über tausend Geschichten sind zu „Bild“-Aufmachern verarbeitet worden. Für die Redaktion seien die „Leserreporter“ wie eine eigene Agentur, sagte Tobias Fröhlich. „Denn wir können nicht überall sein.“

Interessante Presserechtsfälle sind ein Motiv für die aktuelle Mitarbeiter-Akquise, ein anderes offenbart die Annonce: „Haben Sie Lust, der Justiz auf die Finger zu schauen? Dann melden Sie sich!“ Ein Job, der Qualifikation verlangt. Die Anzeige ist deswegen bei „Morgenpost“ und „taz“ platziert werden. Im „Morgenpost“-Publikum werden pensionierte Stenografen vermutet, im „taz“-Kreis Menschen, die Spaß an der gerichtsnotorischen Auseinandersetzung zwischen „taz“ und „Bild“ haben. Joachim Huber

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