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Bild-Zeitung für Frankreich: "Kill Bild“

Die Axel Springer AG plant in eine Bild-Zeitung für Frankreich und stößt dabei auf heftige Gegenwehr.

Die geplante französische Boulevardzeitung der Axel Springer AG muss sich auf heftige Gegenwehr einstellen. Gleich zwei große Verlage wollen der "Bild“-Zeitung für Frankreich den Erfolg schwer machen. Die am stärksten von der Konkurrenz bedrohte Zeitung „Aujourd’hui“ arbeitet an einer eigenen Boulevardzeitung. Unter dem Arbeitstitel „Kill Bild“ will „Le Parisien“ Springer die Stirn bieten. Aber auch „Le Monde“, die wichtigste meinungsbildende Zeitung Frankreichs, beabsichtigt, gegen „ Bild“ mit einem eigenen Boulevardtitel anzutreten.

Die Muskelspiele der Franzosen werden vom deutschen Verlag sehr ernst genommen. Springer hatte mit der Heftigkeit der Gegenwehr gerechnet. „Das ist etwas, was uns nicht überrascht“, sagt Springer-Sprecherin Edda Fels. Dennoch beobachtet der Vorstand für Zeitschriften und Ausland Andreas Wiele, der sein Handwerk bei Altmeister und Frankreichkenner Axel Ganz an der Seine gelernt hat, diese „Drohgebärden“ sehr genau. Für sein schlagkräftiges Team in Paris sind das jedenfalls mehr als nur ein paar Muskelspiele. Daher wird das Projekt jetzt forciert. Wie zu hören ist, soll eine Entscheidung über den Start der Zeitung bereits in den nächsten Wochen fallen. Eine Zustimmung des Springer-Vorstands sei sehr wahrscheinlich. Eine fertig produzierte Nullnummer ist potenziellen Anzeigenkunden bereits vorgestellt worden.

Weniger Aggressivität in Frankreich als in Deutschland

Die französische „Bild“ könnte die Tageszeitungsbranche mächtig durcheinanderbringen. Frankreich hat zwar einen professionellen Zeitungsmarkt, aber es gibt nicht die gleiche Aggressivität im Wettbewerb wie in Deutschland oder Großbritannien. Für die deutschen Verlage zahlt sich jetzt aus, dass sie früh damit angefangen, sich systematisch in Frankreich zu etablieren. Zudem existiert dort keine landesweit erfolgreiche Boulevardzeitung in der Machart von „Bild“. Das früher in Millionenauflage produzierte Boulevardblatt „France Soir“ hat mit großen Auflagenschwierigkeiten zu leiden und kämpft ums Überleben.

Springer hat den Start seiner Frankreich-„Bild“ schon mehrmals verschoben. Die Bedingungen sind offenbar komplexer, als es sich die meisten Entscheider bei Springer gewünscht haben. Zwei Problemfelder sind zu bewältigen: Druck und Vertrieb. Insbesondere die geringe Zahl der Verkaufsstellen in Frankreich bereitet den Springer-Leuten Kopfzerbrechen. Denn sie ist Grundvoraussetzung für den Launch einer landesweiten Boulevardzeitung. „Der Vertrieb in Frankreich ist alles andere als einfach – und wir sind keine Abenteurer“, sagte Vorstandschef Mathias Döpfner bereits auf der Bilanzpressekonferenz 2007. Während „Bild“ hierzulande in 120.000 Kiosken und Presseregalen ausliegt, gibt es davon in Frankreich nur 30.000 Verkaufsstellen. Springer spricht Edda Fels zufolge derzeit mit etlichen Handelspartnern, die für ein breiteres Angebot im ganzen Land sorgen könnten. Davon können auch andere Verlage – darunter auch französische – profitieren. Das Thema Druck und Papier ist hingegen schon so gut wie geklärt. Mit den Druckereien sei man sich inzwischen weitgehend einig, heißt es.

120 Millionen Euro Investitionskosten

Die bewilligten 120 Millionen Euro Investitionskosten für die nächsten drei Jahre werden bei diesen umfangreichen Vorarbeiten sicher ausgeschöpft. Im Vergleich zu den 900 Millionen Euro, die der Verlag im Jahr 2004 für den Kauf des englischen „Daily Telegraph“ ausgeben wollte, wirkt der Betrag bei diesem Großprojekt noch bescheiden.

Generell scheint der französische Pressemarkt für die deutschen Verlage ein besseres Pflaster zu sein als das auf der Insel. In Frankreich gelang beispielsweise Gruner + Jahr zuletzt 2004 ein Erfolg. Mit der Etablierung der ersten 14-täglichen Programmzeitschrift „Tele 2 Semaines“ hatte der G+J-Ableger Prisma Presse die französischen Verlagsgrößen praktisch vorgeführt.

Daniel Häuser

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