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Update

Bischof im "Vatican Magazin": Tebartz-van Elst fühlt sich "enttäuscht und verraten"

Interviewanfragen gibt es viele, doch für eine "exklusive Begegnung" hat sich der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst das "Vatican Magazin" ausgesucht. Kritische Fragen muss er hier nicht fürchten, der Text liest sich wie ein Hofbericht.

Interviewanfragen gibt es viele. Doch der der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat sich entschieden, sich „exklusiv“ im „Vatican Magazin“ zur Kostenexplosion seines Diözesanen Zentrums und zu seiner Reise nach Rom zu Papst Franziskus zu äußern. Mit kritischen Fragen musste er hier nicht rechnen. Das Porträt, das am Mittwoch erscheint, liest sich wie ein Hofbericht – und erhebt heftige Vorwürfe gegen die Kritiker des Bischofs.

„Wer wird der Nächste sein?“

Geschrieben hat das Porträt der Herausgeber des Magazins, Paul Badde, der auch für die „Welt“ aus Rom berichtet. 2002 hat er das „Vatican Magazin“ gegründet, das monatlich zum Preis von fünf Euro verkauft wird, nach Baddes Angaben an 6000 Abonnenten. „Ende der Schonzeit“ lautet der Titel seines Textes - gemeint ist nicht etwa, dass der Bischof jetzt in die Mangel genommen wird. Nein, Badde sorgt sich vielmehr um all die anderen Bischöfe, die „Quadratmeterzahlen ihrer Wohnungen offenbaren“ und erklären müssen, „wie viel sie verdienen und welche Autos sie fahren“. „Bischofssitze werden zunehmend als Kegelbahn wahrgenommen“, regt sich Badde auf und fragt besorgt: „Wer wird der Nächste sein?“

"Verraten", fühle sich der Limburger Bischof Tebartz-van Elst, berichtet das "Vatican Magazin".
"Verraten", fühle sich der Limburger Bischof Tebartz-van Elst, berichtet das "Vatican Magazin".

© Promo

Getroffen hat Badde Tebartz-van Elst am 17. Oktober in Rom. „Ich habe die Handynummer des Bischofs und das Treffen persönlich mit ihm vereinbart“, sagt Badde. Etwa eine Stunde habe das Gespräch im Kolleg Santa Maria dell’Anima gedauert, wo der „gejagte“ Bischof "Zuflucht vorm Volkszorn" gesucht habe. Badde schwärmt davon, wie „schlank, fast jungenhaft, ungealtert“ Tebartz-van Elst aussehe. „Der Druck der letzten Wochen hat den Asketen nicht gebeugt.“

Es tue weh, "enttäuscht und verraten" zu werden

Sechs Seiten lang ist der Artikel. Direkte Zitate gibt es kaum, zu lesen gibt es Tebartz-van Elst gefiltert von Badde. Natürlich sehe er „manche Fehler ein und bedaure“ sie, zitiert der Journalist den Bischof. Aber seine umstrittensten Entscheidungen seien „fast alle kollegial getroffen worden, auch wenn am Schluss - wie üblich - nur die Unterschrift des Bischofs unter den Dokumenten steht.“ Es tue weh, so der Bischof, wenn man "enttäuscht und verraten" werde. "Doch dabei werde ich wohl bleiben, zunächst jedem mit diesem Vorschussvertrauen zu begegnen. Diese Überzeugung, dass in jedem Menschen auch das Gute steckt, das sich vermitteln will, will ich mir nicht nehmen lassen." Er setze darauf, dass im Bistum Limburg auch "unversöhnlich scheinende Positionen wieder zusammenfinden". "Wenn mir dann wieder eine Hand entgegen gestreckt wird, möchte ich sie auch annehmen," so der Bischof, der von Papst Franziskus vorläufig von seinen Aufgaben als Bischof entbunden wurde.

Das „Schimpfwort vom Protzbischof“ empöre ihn

Das „Schimpfwort vom Protzbischof“ empöre ihn. „Protz und Prunk“ würden ihm „nichts sagen“. Das neue Bischofshaus sei „nicht protzig, sondern vor allem wertig.“ Er habe hier mit dem Architekten versucht, „zeitlose Formen zu finden, um nicht den Moden zu unterliegen, wo morgen wieder rausgeworfen werden müsse, was heute reingesetzt worden sei.“

Dass diese besondere Form der Nachhaltigkeit mindestens 31 Millionen Euro gekostet hat, wird in dem Porträt nicht erwähnt. Dafür hält der Autor fest, dass nicht allein die Badewanne 15 000 Euro gekostet habe, sondern das ganze Badezimmer. Die Aufregung um den Business-Class-Flug des Bischofs bezeichnet er als „läppisch“.

„Spiegel“-Redakteur Peter Wensierski hatte berichtet, dass Tebartz-van Elst First Class zum Slum-Besuch nach Indien geflogen ist. Badde wirft Wensierski vor, den Bischof mit Video-Aufnahmen „gelinkt“ und „belogen“ zu haben, er streife wie ein „Ehren-Pastor“ über den Bildschirm, auch gegen Vermögensverwaltungsrat Jochen Riebel wettert er und Heiner Geißler, so fragt Badde, habe vielleicht „auch an ein paar Löwen“ gedacht, als er die „Verbannung“ des Bischofs nach Afrika vorgeschlagen habe.

Wensierski weist die Vorwürfe zurück. Für Badde aber ist offensichtlich, wer gut und wer böse ist. Zu letzteren gehören für ihn offensichtlich auch die Kollegen, die "Leitwölfe der Journalistenmeute", die den Bischof "mit ihren Zähnen beinahe zu Mehl zermahlen" hätten. Zwar merkt Badde an, dass der Fall Tebartz-van Elst "eine Katastrophe" für die "kirchlichen Hilfswerke und die Spendenbereitschaft treuer Unterstützer" ist, aber der Schluss seines Stückes verwundert nicht. Eines Tages, so schreibt Badde, werde sich vielleicht herausstellen, dass Tebartz-van Elst 2012 und 2013 „so viel wie kein anderer“ für die von Papst Benedikt geforderte „Entweltlichung" der Kirche in Deutschland "getan und erlitten“ habe. Amen.

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