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Medien: Boomender Radiomarkt: Alles anders - Woher plötzlich die vielen neuen Radiohörer kommen

Ein Ruck ging gestern durch die Radiolandschaft, als die Arbeitsgemeinschaft Mediaanalyse (AG.MA) die neuesten Hörerzahlen bekannt gab.

Ein Ruck ging gestern durch die Radiolandschaft, als die Arbeitsgemeinschaft Mediaanalyse (AG.MA) die neuesten Hörerzahlen bekannt gab. Mit Zuwächsen hatten zwar die meisten Sender gerechnet. Allerdings nicht in diesem hohen Ausmaß. Mit durchweg mehr Hörern konnten die Radiosender rechnen, weil die Daten der Mediaanalyse erstmals seit 1972 nicht in persönlich-mündlichen Interviews erhoben wurden, sondern per Telefon. Dadurch hatten erstmals auch jene eine Chance, Angaben über ihre Radionutzung zu machen, die von den Marktforschern nie zu Hause angetroffen wurden - also berufstätige, jüngere, mobile Menschen, die am Arbeitsplatz oder beim Autofahren Radio hören, aber nie mit Marktforschern darüber sprachen. Die Folge: In der aktuellen MA stieg die Hördauer außer Haus um satte 81 Prozent.

Wenn jetzt also Radiosender jubeln, Hörer dazu gewonnen zu haben, hat dies nicht zwingend mit dem Programm zu tun - es ist schlichtweg Unsinn. Denn diese Hörer existierten auch in der Vergangenheit, sie tauchten nur in keiner Statistik auf. Die neue MA bildet den Radiomarkt also besser, weil vollständiger ab. Dieter K. Müller, Chef-Marktforscher der ARD und Vorstand der AG.MA, freut sich über das positive Signal an die Werbewirtschaft, die dem Hörfunkmarkt in jüngster Vergangenheit sowieso überproportionales Umsatzwachstum bescherte. Welche Auswirkungen das hat, vermag Müller allerdings nicht vorherzusagen.

Letztlich dienen die MA-Hörerzahlen dazu, möglichst viele Werbekunden von der Leistung des eigenen Senders zu überzeugen und ihnen die geschalteten Hörfunkspots so teuer wie möglich zu verkaufen. Wenn nun ein Sender 20, 50, gar 100 Prozent mehr Hörer hat als in der vorigen MA, darf dieser Sender dann auch die Spotpreise um 20, 50 oder gar 100 Prozent erhöhen? Natürlich nicht. Doch so moderat wie früher werden die Preissteigerungen nicht ausfallen. Das Selbstbewusstsein steigt, ebenso die Unsicherheit bei der Festlegung der Spotpreise. Marktabsprachen wird da keiner zugeben, in den nächsten Wochen werden sich (konkurrierende) Senderchefs aber schon mal zusammen setzen, um darüber zu reden, wie die Abstände untereinander gewahrt werden. Bis Mitte August müssen die Preise fürs neue Werbejahr beschlossen sein, Ende August werden sie bekannt gegeben. Echte Vergleichszahlen wird es erst wieder im Juli 2001, in der Tendenz bereits im März 2001 geben. Dann kommt die nächste Hörfunk-MA.

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