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Jürgen Klopp, Trainer des BV Borussia Dortmund, kommt mir Fernsehjournalisten nicht immer gut aus. Das war auch im Hinspiel des Viertelfinales der Champions League bei Real Madrid wieder so.

© AFP

Borussia Dortmund gegen Real Madrid: Jürgen Klopp gegen Jochen Breyer: Trash Talk statt Analyse

BVB-Trainer Jürgen Klopp und ZDF-Moderator Jochen Breyer beharkten sich nach dem Champions-League-Spiel Real Madrid - Borussia Dortmund. Was sagt das aus über Fußballjournalismus im Fernsehen?

Von Markus Hesselmann

War das jetzt kritisch? Naiv? Respektlos? Jürgen Klopp jedenfalls hielt es für eine „dumme Frage“, als ZDF-Mann Jochen Breyer nach der 0:3-Niederlage im Viertelfinale der Champions League bei Real Madrid vom Trainer des BV Borussia Dortmund wissen wollte, ob die Sache nun „durch“, Klopps Team also nach dem Hinspiel quasi schon ausgeschieden sei.

Wie so häufig weiß man nicht sicher, was von beidem jetzt wieder peinlicher war: Die suggestiv schlaumeiernde Frage von Jochen Breyer oder die patzig-unsouveräne Reaktion von Jürgen Klopp, die im Gesprächsabbruch samt hingehauenem Mikrofon gipfelte und die ganze Veranstaltung vorhersagbar zum Internet-Phänomen machte.

„Du wachst auf und dein Name ist ein Hashtag“, twitterte @berlinflaneur am Donnerstagmorgen. Da hatte es #Breyer, ebenjener Hashtag, auch schon in die Deutschland-Trends bei Twitter geschafft. „#Breyer hat es gut gemacht“ meinte in dem Rahmen @_giannicosta. „Alle Reden über das Interview. Und jetzt geht es um Respekt. Uff. #lanz #zdf @ZDFsport

Geht es darum wirklich? Respekt ist wichtig in allen menschlichen Zusammenhängen, aber ist es hier die entscheidende journalistische Kategorie? Geht es hier nicht eher um den Gegensatz zwischen Gemeinmachen und Abstandhalten? Also das, was Journalisten nicht tun und was sie tun sollten? Geht es nicht wieder einmal um zu viel Nähe, also das Gegenteil von distanzierter, kritischer Auseinandersetzung? Breyers pseudo-provokative Frage gehörte letztlich auch wieder nur zum leider verbreiteten Genre der profi-versteherischen Ranschmeiße – augenzwinker, augenzwinker: wir Pfarrerstöchter wissen doch, was jetzt Sache ist: Ihr seid draußen. Trash Talk statt Analyse, verbales Geplänkel wie auf dem Platz.

Nur oberflächlich betrachtet scheint das in dem Fall aus Sicht des Fernsehmanns daneben gegangen zu sein. Wer nämlich Breyers süffisanten Blick bei Klopps Abmarsch zur Kenntnis nahm, der konnte sich vorstellen, dass er dieses soeben zu Ende gegangene Interview schon in dem Moment als Erfolg verbuchte. Dass er sich als sportlicher Sieger sah und schon auf das Nachspiel freute – samt Hashtag bei Twitter.

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P.S.: Mein Kollege Gianni Costa, dessen Tweet ich oben zitiere, weist zu Recht darauf hin, dass ich den Tweet nicht vollständig zitiert habe und so nicht klar wurde, dass sich der Begriff "Respekt" auch auf die Lanz-Debatte bezog, also allgemeiner zu verstehen ist. Den fehlenden Teil habe ich nun nachträglich eingefügt. Außerdem möchte ich gern auf die spannende Debatte hinweisen, die sich auf Gianni Costas Tweet hin entwickelte, nachzulesen hier.

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