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Medien: Boulevard-Feuilletonistin: Der ungewöhnliche Weg der "Kurier"-Chefin Methner

Caroline Methners Büro beim "Berliner Kurier" hat zwar eine tolle Aussicht auf den Alexanderplatz. Wie das Büro einer Chefredakteurin wirkt dieser lange, schmale Schlauch aber nicht gerade.

Caroline Methners Büro beim "Berliner Kurier" hat zwar eine tolle Aussicht auf den Alexanderplatz. Wie das Büro einer Chefredakteurin wirkt dieser lange, schmale Schlauch aber nicht gerade. Natürlich gäbe es beim "Kurier" auch ein größeres. Doch darin saß bis zuletzt der Ende August Adolf Schwaner. Seit der Chefredakteur gestorben ist, steht das Büro leer. Methner will nicht hinein. Wegen der Aura, sagt sie.

Seit knapp einem Monat ist Methner Chefredakteurin beim "Kurier". Trotzdem wirkt sie immer noch völlig anders, als man sich eine Boulevardzeitungs-Macherin vorstellt. Nein, sie ist kein Typ, der die Ärmel hochkrempelt und laut "Stoppt die Maschinen!" brüllt. Sie spricht leise, aber genauso klar und aufgeräumt, wie es in ihrem Büro ist. Dort riecht es nicht nach Kippen, sondern nach Blumen. Und nach Tee.

Auch ihr Werdegang ist anders: Die 57-Jährige wurde im französischen Metz als Tochter eines Italieners und einer Französin geboren. Nach Berlin kam sie zum ersten Mal in ihrer Studienzeit. Dass sie Journalistin werden wollte, wusste sie zwar früh, ihre Liebe zum Boulevard entdeckte sie aber erst spät: Sie begann als Feuilleton-Redakteurin, arbeitete bei der "Welt" und bei der "Welt am Sonntag". 1996 wechselte sie zur "Hamburger Morgenpost" und wurde dort geschäftsführende Redakteurin. Ein knappes halbes Jahr später kehrte sie nach Berlin zurück - 1997, zum "Berliner Kurier".

Boulevard reizt sie vor allem "wegen der Geschwindigkeit" sagt Methner: "Und weil die Boulevardzeitung viel mehr Möglichkeiten bietet, etwas aus einer Nachricht zu machen." Wobei sie das natürlich nicht negativ gemeint haben will.

Noch ist der "Kurier" vor allem eine Ost-Zeitung, dort verkauft man das Gros der durchschnittlichen Auflage von 179 000 Stück. Methner versucht dennoch, über dieser Mauer zu stehen, "die immer noch in den Köpfen herrscht". Sie selbst sei nach wie vor keine Berlinerin, sagt sie. Hier hat sie nur eine kleine Wohnung - im Westen. Hauptwohnsitz ist nach wie vor Hamburg.

In puncto Blattmachen versucht sie einen neuen Weg für eine Boulevard-Zeitung zu gehen: Methner möchte raus aus der Trash-Ecke. Möglichst wenig Blut-Geschichten sollen ihrer Meinung nach auf das Titelblatt, auch möglichst wenig Politik und Sport: "Das verkauft nicht, denn alles, was wir da bieten können, haben die Menschen sowieso schon über die schnelleren Medien Fernsehen und Radio erfahren." Statt dessen setzt sie verstärkt auf Service. "Jede Geschichte soll einen Mehrwert für den Leser haben", sagt Methner. Steuertabellen sind da genauso gemeint wie Stauwarnungen, Baustellen-Pläne, Garten- und Kochkolumnen oder eine Partyrubrik. Neuerdings bietet der "Kurier" sogar eine Finanzseite - für ein Boulevard-Blatt doch eher ungewöhnlich. So wie Caroline Methner selbst.

Markus Huber

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