zum Hauptinhalt

Medien: "Bravo": Millionen für den Teenie-Klassiker

Mit Millionensummen versucht das Verlagshaus Bauer sein leck geschlagenes Flaggschiff auf dem Markt der Jugendzeitschriften, den 44 Jahre alten Klassiker "Bravo" vor dem Abtauchen in die Bedeutungslosigkeit zu bewahren. Der anhaltende Auflagenschwund und ein für den 13.

Mit Millionensummen versucht das Verlagshaus Bauer sein leck geschlagenes Flaggschiff auf dem Markt der Jugendzeitschriften, den 44 Jahre alten Klassiker "Bravo" vor dem Abtauchen in die Bedeutungslosigkeit zu bewahren. Der anhaltende Auflagenschwund und ein für den 13. September von Springer angekündigtes Konkurrenzblatt beflügelt die "Bravo"-Macher zu Veränderungen, die Bauer allein in diesem Jahr fünf Millionen Mark kosten werden.

Sich den veränderten Erlebniswelten der Zehn- bis 16-Jährigen anzupassen, sei "lange Zeit in der Redaktion etwas verschnarcht worden", gestand Chefredakteur Uli Weissbrod gestern in Köln. Themen wie Internet, Mobilfunk, Geld, Ausbildung, aber auch Mode, Fitness und Comedy sollen in Zukunft stärker berücksichtigt werden. Zugleich werden die legendären Dr. Sommer-Ratschläge ab 30. August inklusive Nacktfotos auf fünf Seiten ausgedehnt, und ein alter Trick aus der Mottenkiste wird hervorgekramt: der Starschnitt in Lebensgröße. Aber ob das bei den Teenies von heute noch funktioniert? Ob sie wirklich hechelnd Posterteile sammeln, um sie leicht zerknittert an der Wand zusammenkleben? Allerdings wird der Starschnitt von Britney Spears vorerst auch ein Einzelfall bleiben. Insgesamt wird die "Bravo" bis Anfang September dicker (mindestens 80 Seiten) und optisch runderneuert. Das Layout soll den Stil der 80er Jahre - die "vielen bunten Pop-Smarties" (Uli Weissbrod) - aufgeben. Nicht zuletzt dank einer Kooperation mit "Big Brother" will das zu zwei Dritteln von Mädchen gelesene Magazin "der Ist-Situation entkommen", erklärte der Chefredakteur. Dieser Ist-Zustand besteht darin, dass das Blatt 1996 noch fast 1,5 Millionen Hefte verkaufte, derzeit nur noch 680 000. Wie schon seine Vorgänger argumentiert auch Weissbrod mit dem Mangel an Pop-Idolen: "Wir haben ein Star-Tal." Also hilft man selbst ein wenig nach, etwa mit einem Talentwettbewerb ("Bravo Young Stars"). Eine Absage erteilte Weissbrod der Hoffnung, "Bravo" werde seine völlig unkritische Haltung gegenüber dem Starkult überdenken. Das Magazin müsse sich schließlich nach den Wünschen der Leser richten.

Große Erwartungen knüpft "Bravo" deshalb an die Kooperation mit "Big Brother". Als alleiniger Hauptsponsor der RTL-2-Show (Bauer ist RTL 2-Gesellschafter) will das Magazin dank Trailer und Werbebanner auf den Internet-Seiten profitieren. Rechtzeitig vor dem Beginn der zweiten Staffel startet "Bravo" am 21. September mit einem wöchentlichen Begleitheft zum Preis von 3 Mark 20. Dagegen dementierte Bauer die Arbeiten an einem weiteren Jugendmagazin. Als "dummes Zeug" bezeichnete Weissbrod einen Tagesspiegel-Bericht wonach dies geplant sei: "Wir arbeiten definitiv nicht an einer neuen Zeitschrift." Komisch nur, dass Jürgen Winzer selbst bestätigte, im Auftrag von Bauer Entwicklungschef einer neuen, deutlich billigeren Jugendzeitschrift zu sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false