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Bundesliga: Gefragt: Der flexible Fan

Neuer Spielplan, neue TV-Modelle für Bundesliga: Vier Anstoßzeiten, mehr Live- und Sonntagsspiele.

Es war Christian Seifert, der redegewandte Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), der gestern Nachmittag plakative Worte gebrauchte: Die Telefone in unseren Haushalten sind auch nicht mehr grün und haben schwarze Wählscheiben. Der Fan hat keine andere Wahl, als sich ab 2009 an neue Spielpläne und Sendeschemen für die erste und zweite Fußball-Bundesliga gewöhnen müssen. Nach der exakt 124 Minuten dauernden Informationsveranstaltung für die Lizenzvereine im feudalen Sheraton Hotel am Frankfurter Flughafen stellten die DFL-Bosse die wichtigsten Änderungen vor.

Demnach sind für die Bundesliga acht Topspiele am Samstag um 20 Uhr 30 vorgesehen, in diesen Fällen entfällt das Freitagabend-Spiel. Davon soll möglichst nach Länderspielterminen Gebrauch gemacht werden. Wegen der Belastung im Uefa-Cup mit oft mehreren deutschen Teams, die Donnerstag antreten müssen, gibt es künftig drei Partien am Sonntag. Zweimal soll dabei um 14 Uhr 45 gespielt werden, dazu gibt es ein Sonntag-Topspiel um 17 Uhr, welches acht Mal auch auf 20 Uhr 30 verlegt werden kann. Fünf Partien bleiben auf Samstag 15 Uhr 30 terminiert. „Das ist unser zentrales Nervenorgan“, sagt Seifert. Bluten muss die zweite Liga, deren Sonntagspartien künftig um 12 Uhr 30 beginnen.

Die interessierten Sender können ihre Millionen-Gebote für zwei Szenarien einreichen. Das erste sieht eine Erstverwertung im Free-TV um 18 Uhr 30 vor, das zweite (Szenario B) eine Erstverwertung am Samstag erst um 22 Uhr, vielleicht im „Sportstudio“ des ZDF. Das wäre das Aus der traditionellen „Sportschau“. Seifert schrieb dem öffentlich-rechtlichen Anbieter ins Stammbuch: Die ARD könne zeigen, was ihr das Prestigeobjekt „Sportschau“ wert ist. Sie sollte sich aber nicht „hinter Kindern und Sponsorenreichweiten verstecken“. Seitens der ARD-„Sportschau“ wollte man sich gestern auf Anfrage „nicht an Spekulationen über mögliche Szenarien der Bundesliga-Berichterstattung beteiligen“.

Im zweiten Sendeschema, das ganz offensichtlich die besten Erlösmöglichkeiten bietet, ist der Sonntag der Haupttag fürs Free-TV. Dort wird alle 14 Tage ein Live-Spiel um 17 oder 20 Uhr 30 geben, eine Zusammenfassung um 18 Uhr 45 im Free-TV. Fans dürfen also auf zusätzliche Live- Übertragungen im frei empfangbaren Fernsehen hoffen. Ist das bereits der Kompromiss, nach dem die DFL im Ringen um eine „gesellschaftspolitische akzeptable Lösung“ (Seifert) fahndet?

Bei der DFL haben sich bereits 200 Bieter registriert. Wann die Ausschreibung wirklich versendet werden, entscheidet das Kartellamt, das immer noch die Zulässigkeit der Zentralvermarktung überprüft. Dies aber, so Ligapräsident Reinhard Rauball, werde in absehbarer Zeit geschehen. Denn auch das EU-Parlament habe Hinweise ausgesandt, dass das Produkt nicht zu beanstanden sei. An den Spielplänen und Verwertungsmöglichkeiten werde, das stellte Seifert klar, so oder so nicht mehr gerüttelt. Zumal dies nach seiner Einschätzung nun die besten Einnahmemöglichkeiten biete.

Der Liga-Partner, Kirchs Vermarktungs-Agentur Sirius, hat bekanntlich der DFL über sechs Jahre von 2009 bis 2015 das Mindesthonorar von drei Milliarden Euro garantiert. Weiterhin ist fest geplant, dass die Sirius Sport Media GmbH für das Pay-TV fertige Bundesliga-Sendungen produziert, damit auch Satelliten- und Kabelnetzbetreiber mitbieten können. Sirius-Geschäftsführer Dejan Jocic stellte klar, dass rund um die Uhr gesendet werden soll, mit Vorberichten, Interviews und Takshows in gewohnter Qualität.

Die Spieltags-Szenarien im Internet: www.dfl.de.

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