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Bundesliga im TV: Ribéry zu Weihnachten

ARD und Premiere streiten über die Zukunft der „Sportschau“. Ginge es nach Premiere-Chef Kofler würde im Free TV erst am späten Samstagabend eine Zusammenfassung des jeweiligen Spieltags laufen.

Zum guten journalistischen Ton bei jedem Start der Fußball-Bundesliga in den vergangenen Jahren gehörte die Frage: Wie lange gibt’s noch die „Sportschau“? Gibt es für die ARD und den Fußballfan ein Grundrecht auf ungestörte, kostenlose Bundesliga-Erstversorgung jeden Samstag kurz nach sechs? Nein, sagt Georg Kofler. Wenn es nach dem Premiere-Chef geht, sollte man sich das Saison-Eröffnungsspiel Stuttgart gegen Schalke heute Abend live im Ersten und die „Sportschau“ morgen Nachmittag besonders dankbar anschauen. Ab 2009 soll dieses Modell Vergangenheit sein. Koflers Premiere, das nach dem redaktionellen Aus von Arena quasi ein Pay-TV-Monopol hat, möchte bei den nächsten Rechte-Verhandlungen mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) durchsetzen, das die Samstags-„Sportschau“ nach hinten verschoben wird. Damit soll die Exklusivität der Premiere-Berichterstattung gesteigert werden. Premiere wäre bereit, dafür mehr als 220 Millionen Euro pro Saison an die DFL zu zahlen.

Dass dieses Ansinnen nicht aussichtslos ist, hat der neue DFL-Chef Reinhard Rauball in einem Interview zu TV-Rechten und der Zukunft der „Sportschau“ bestätigt: „Gedanklich muss alles auf den Prüfstand.“ Für „Sportschau“-Chef Steffen Simon ist genau das der springende Punkt. Koflers Logik halte keiner Prüfung stand. „Ich glaube fest, dass Free-TV und Pay-TV nebeneinander funktionieren, ohne sich wehzutun, ohne sich Zuschauer wegzunehmen. Die halbe Million Abonnenten, die Arena in der vergangenen Saison weniger hatte, sind beispielsweise nicht zur ,Sportschau‘ gekommen“, sagt Steffen Simon dem Tagesspiegel. Die „Sportschau“ hatte zwar 140 000 Zuschauer mehr als im Jahr zuvor, aber nach Kofler hätte der Zuwachs viel deutlicher sein müssen. Und schließlich bleiben die 5,77 Millionen Zuschauer pro Sendung ein Argument für die frühe „Sportschau“. Damit ist der TV-Klassiker für die Trikotsponsoren der Clubs ebenso wichtig wie für Firmen, die Werbespots schalten. Zum Vergleich: Premiere hat rund 3,5 Millionen Abonnenten, davon laut Insidern höchstens 2,5 Millionen mit Bundesliga-Abo.

Eine auf 22 Uhr verschobene „Sportschau“ würde die ARD auf keinen Fall mitmachen, so Simon. Das sei ein „Begräbnis des Volkssports Bundesliga“. Kompromissbereiter zeigte sich der „Sportschau“-Chef in der Frage, ob andere Anstoßzeiten eine bessere TV-Vermarktung, sprich mehr Attraktivität fürs Pay-TV und Geld für die Vereine bringen würden. In England laufen die Ligaspiele ab 13 Uhr über den Tag verteilt bis abends zum „Match of the day“. „Dass es bislang nur drei Anstoßzeiten gegeben hat, könnte schon ein Problem fürs Pay-TV gewesen sein“, sagt Simon. „Vielleicht sollte man da mal vorsichtig reformieren, zum Beispiel die beiden Sonntagsspiele hintereinander ansetzen.“

Exklusiveres Pay-TV, weniger Free-TV, andere Anstoßzeiten, neue Terminpläne, auch über Spiele am zweiten Weihnachtstag wird diskutiert – die gewohnte, heile Fernsehwelt für den Fußballfan mit möglichst vielen Spielen samstags um halb sieben steht infrage wie seit Ende der 80er Jahre nicht mehr, seit der Ablösung der öffentlich-rechtlichen „Sportschau“ durch „Anpfiff“ auf RTL. Die DFL will die Ausschreibung für den nächsten Dreijahresvertrag von 2009 bis 2012 noch in diesem Jahr starten. Sender, Formate und ihre Chefs bringen sich in Stellung. Eines kann Steffen Simon den Zuschauern zu dieser Saison versprechen. Mit insgesamt neuneinhalb Minuten gebe es so wenig Werbung in der „Sportschau“ wie seit 1989 nicht mehr.

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