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Burnout: Wasser und andere Kostbarkeiten

Das ZDF bringt eine Schwerpunktwoche zum „erschöpften Planeten“ – mit Heino Ferch in Thriller und Talk.

Die sieben Weltmeere, über die sonst im ZDF das „Traumschiff“ kreuzt, befinden sich alle in Heino Ferchs Glas. Er trinkt es aus, das gesamte Wasserreservoir der Erde, inklusive des Salzwassers in den Ozeanen. Bis auf einen einzigen Tropfen, den er auf den Boden fallen lässt. Dies sei der Rest an Trinkwasser, der uns zur Verfügung steht, behauptet er. Ferch spielt in dem gelungenen Zweiteiler „Verschollen am Kap“, der am Montag und Donnerstag als Höhepunkt der ZDF-Schwerpunktwoche „Burn-out – Der erschöpfte Planet“ ausgestrahlt wird, den Manager eines Wasserkonzerns.

Claas Lohmann alias Ferch hat seinen Boss in einem manipulierten Aufzug kaltgestellt, damit er die flammende Rede vor der Staatssekretärin und den anderen Gästen selbst halten kann. „Krieg um Wasser – weltweit“, prophezeit er dramatisch und geißelt dann unsere alltägliche Verschwendung. Für die Produktion eines Pkws würden 400 000 Liter Trinkwasser verbraucht. „Und Ihr Kaffee nachher in der Pause: 140 Liter“ – hier hebt Lohmann den Zeigefinger – „pro Tasse“.

Zum Glück ist dies beinahe die einzige Szene in diesem spannenden Thriller, in dem sich ein Zeigefinger erhebt und ein alarmistischer Tonfall angeschlagen wird. Hier macht es sogar Sinn, weil das Fernsehpublikum der vermeintlichen Umweltsorge des ehrgeizigen Managers ohnehin misstrauen dürfte. Wie auch Lohmanns Tochter Karla (Nadja Bobyleva), die im Clinch mit ihrem Vater liegt und ein Jahr lang bei einem Hilfsprojekt in Kapstadt arbeiten will. Als dort ein mit Chemikalien gefüllter Lastwagen in einen Trinkwassersee kippt und Karlas Freund Jonah (Tony Kgoroge) ihr eine gestohlene Wasserprobe aushändigt, wird sie entführt.

Karlas Mutter Judith (Barbara Auer) entdeckt auf der Suche nach ihrer Tochter neue, weniger nette Seiten an ihrem Mann. Claas Lohmann hatte vor Jahren selbst die Idee, die Privatisierung der Trinkwasserversorgung in Kapstadt durch einen inszenierten Lkw-Unfall zu beschleunigen.

Gut und Böse bleiben recht übersichtlich sortiert, dennoch haben Christian Jeltsch (Buch) und Andreas Senn (Regie) mit „Verschollen am Kap“ einen bemerkenswert tempo- und wendungsreichen Zweiteiler geschaffen. Südafrika ist hier dank der formidablen Handkamera von Holly Fink endlich einmal mehr als die übliche Klischeekulisse aus den afrikanischen TV-Romantikabenteuern. Hier gelingt es tatsächlich, ein wichtiges Thema als spannende Unterhaltung zu inszenieren und fiktionales Fernsehen als Zugpferd für eine ansonsten leider eher dünne Schwerpunktwoche zu nutzen. Immerhin holt das ZDF einen Themenkomplex zurück auf die Agenda, der sicher nicht weniger bedeutsam ist als die Euro- und Finanzkrise.

Aber eine Schwerpunktwoche ist nur so gut wie ihre Bestandteile. Rund 20 Sendungen zählt das ZDF im Presseheft auf, darunter die Reportage „Frischer Wind in der Steckdose“ (Sonntag, 18 Uhr) und die zweiteilige Öl- und Gasdoku „Das Blut der Welt“ (Mittwoch, 23 Uhr 30, und Donnerstag, 23 Uhr 15) von Stefan Aust und Claus Richter. Der Rest versendet sich im Kinderkanal und bei ZDFneo und ZDFinfo.

Ebenso wichtig ist es bei einer Schwerpunktwoche, einen Programmfluss zu erzeugen, in dem Eindrücke vertieft und Probleme differenziert behandelt werden können. Immerhin, an zwei Abenden ist das ZDF erstaunlich konsequent und verschiebt sogar die „heilige“ Anfangszeit des „heute journals“: So folgt am Donnerstag direkt nach dem zweiten Teil von „Verschollen am Kap“ die 500. Sendung der Talkshow „Maybrit Illner“. Zum Jubiläum zugesagt haben bisher Klaus Töpfer, Frank Schätzing und Heino Ferch.

Nach dem ersten Teil von „Verschollen am Kap“ weicht am Montag Claus Kleber im „heute journal“ für Claus Kleber in „Machtfaktor Erde“. Für den gemeinsam mit Angela Andersen gedrehten Dokuzweiteiler reiste Kleber um die halbe Welt und zählt fleißig Beispiele dafür auf, wo der Klimawandel für Konfliktstoff sorgt: schmelzende Gletscher im Himalaya, Wasserknappheit in Lima/Peru, Verteilungskämpfe in Äthiopien und in der Arktis. Und immer wieder diese Chinesen, die sogar im kleinen pazifischen Inselstaat Tonga lächelnd Hände schütteln und Supermärkte eröffnen. „China gewinnt“, weiß Claus Kleber, dem die Grafiker ebenso fleißig mit zahlreichen digitalen Karten zur Hand gehen durften. Aber nach all dem in bedrohlichem, manchmal bedenklichem („Die industrielle Landwirtschaft fletscht die Zähne“) Tonfall vorgetragenen Durcheinander fühlt man sich auch ein wenig ratlos und erschöpft, beinahe so wie unser bemitleidenswerter Planet.

„Verschollen am Kap“, 14. und 17. November, jeweils 20 Uhr 15.

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