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Juror Smudo

© dpa

Casting-Show: "Voice of Germany" reloaded

Bis jetzt war "The Voice of Germany" die Waldorfschulen-Version unter den Casting-Shows. Jetzt versucht RTL mit Jury-Roulette und Ausflügen ins Schlagerfach die frühere Bedeutung wieder zu erreichen.

The Voice of Germany, ProSieben. Bis jetzt war „The Voice of Germany“ die Waldorfschulen-Version unter den Casting-Shows. Direkter Konkurrent: Die Mutter aller Talent-Kämpfe – „Deutschland sucht den Superstar“. Anfangs ein kolossaler Erfolg. Mit der Zeit an der immer fieser werdenden Verarschungs-Gigantomanie gescheitert. Jetzt versucht RTL mit Jury-Roulette und Ausflüge ins Schlagerfach die frühere Bedeutung wieder zu erreichen. Dagegen war „The Voice of Germany“ immer schon die Zuckergussvariante. Alles super positiv. Keine böse Realität stört diese Unterhaltungs-Hitparade. Das Alleinstellungsmerkmal von „The Voice“: die Blind Auditions. Die Kandidaten singen, die Jurymitglieder sitzen mit den Rücken zur Bühne und können nur hören, wer da auftritt. Das soll den schädlichen Einfluss der Optik auf mögliche Entscheidungen dämpfen. Als ob Quasimodo mit Stimme die bessere Wahl wäre als George Clooney mit Stimme.

Von der Jury-Ur-Besetzung – Nena, Xavier Naidoo, The BossHoss und Rea Garvey – ist nur der Ire Garvey wieder mit dabei. Neu im Team: Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier. Anfangs gehemmt. Später entspannter. Stefanie Kloß von Silbermond. Mit Heulkrampf, weil ein Pärchen ein Lied von ihr vorgetragen hat. Am angenehmsten Samu Haber, der finnische Wonneproppen. Alle fünf sind erprobt in Positiv-Gesinnung. Wenn mal kein Buzzer von der Jury kommt, liegt das nie am schlechten Gesang. Dann hat einer zu relaxed gesungen. Oder der Kandidat hat super viel Talent. Aber wie Wein oder Leder wird die Stimme mit der Zeit noch viel besser. Komm bitte nächstes Mal wieder. Oder die Stimme ist zu geil. „The Voice of Germany“, die Show, in der Noten schlechter als Eins als Folter geächtet werden. Wird für einen Kandidaten gevotet, muss der sich für ein Team entscheiden. Dann beginnen verbale Verteilungskämpfe. Manchmal witzig. Oft nervig wie von aufdringlichen Straßenanimateure in St. Pauli, die Besucher in sündige Lokale locken.

Viele Halb- und Vollprofis

Auffallend sind die vielen Halb- und Vollprofis. Rick Washington, Background-Sänger von Lenny Kravitz, war schon bei „Keep your light shining“ dabei. Stephanie Kurpisch, eigentlich Arzthelferin, gibt auf Dorffesten die blonde Schlager-Rampensau. Sabine Moser singt seit 16 Jahren in ihrer eigenen Band: „Für mich gibt es nichts Geileres, als in einer abgeranzten Location einen Gig zu spielen. Und es ist alles irgendwie dreckig. Aber es ist geil.“ Das ist aber auch das einzige Anrüchige in dieser antiseptischen Familien-Show. „The Voice of Germany“ war noch nie der voluminöse Zuschauerabräumer. Aber für Sat.1 sind Durchschnittszahlen um 4 Millionen mehr als das Quotenparadies. Wohlfühl-Entertainment mit eingestanztem Dauerlächen. Da bei „DSDS“ Heino seinen schwarzbraunen Schatten vorauswirft, sind Rea, Michi, Smudo, Stefanie und Samu sicher nicht die bessere Wahl. Aber auf Dauer leichter zu ertragen.

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