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Superstar

© RTL

Castingshows: "Hören Sie mal den Leuten zu"

Fanta-4-Manager „Bär“ Läsker über Ehrlichkeit, Castingshows und Bohlen.

Herr Läsker, RTL sucht wieder Deutschlands Superstar, Sat 1 zeigt ab Ende Februar das Casting für die Darsteller des Musicals „Tarzan“. Eignen sich Castingshows überhaupt dazu, Talente zu entdecken?

DSDS ist eine Form von vielen, um Talent zu finden. In Deutschland ist das Wort Casting immer so negativ belegt. In Amerika ist es etwas ganz Normales. Es werden Leute für den Film gecastet, für Werbung und eben für Bands. In Deutschland gilt das als „künstlich“. In Amerika hat das DSDS-Vorbild „American Idol“ größere Stars hervorgebracht, weil die Beziehung zur Musik und zum Erfolg eines Künstlers anders ist als in Deutschland. In Deutschland regiert der Neid, in Amerika ist es eher der Respekt vor der Leistung und dem Erfolg des Einzelnen.

Welche Halbwertzeit hat überhaupt jemand wie Mark Medlock, der Sieger aus der letzten Staffel, wenn jetzt schon wieder ein neuer Superstar gesucht wird?

Genauso wie Dieter Bohlen denke ich, dass Mark Medlock bisher einer der besten Künstler der vergangenen Staffeln war. Er ist der Erste, der den Titel Superstar in spé verdient. Er hat eine außergewöhnliche Stimme. Er ist nicht aalglatt. Eine gute Mischung: ein bisschen prollig, dunkelhäutig, gutaussehend, schwul. Er hat so ein paar Sachen, die man auch Robbie Williams nachsagt. Nicht einfach zu durchschauen, nicht immer straight, aber sehr entertaining.

Sie sind mit den Fantastischen Vier zu Deutschlands erfolgreichsten Rappern geworden. Außerdem haben Sie die Band-eigene Plattenfirma Four Music mitgegründet und vermarkten andere Musiker. Wird sich Ihre Aufgabe als Jury-Mitglied von „Deutschland sucht den Superstar“ von ihren bisherigen Jobs stark unterscheiden?

Ja und Nein. Im Grunde gibt es keine großen Unterschiede. Ich habe seit zwanzig Jahren mit Künstlern zu tun. Bei DSDS müssen wir erst einmal aus den Leuten, die da antanzen, die potenziellen Künstler aussuchen. Es ist erstaunlich, wie viele talentierte Bewerber zu den Castings kommen, aber auch, wie viele der Bewerber gar kein Talent haben.

Sie haben bereits angekündigt, die Leute mit „harten Handschuhen“ anzufassen.

Ich übernehme in der Show ein bisschen Verantwortung. Es ist mein Job, das Talent der Teilnehmer zu beurteilen, und deshalb will ich ehrlich bleiben und gegebenenfalls zu einem untalentierten Teilnehmer sagen: „Ich glaube, es ist besser, wenn du in deinem richtigen Beruf bleibst und nicht das Erbe deiner Großmutter durchbringst, nur, weil dir irgendjemand gesagt hat, dass du unter der Dusche zwei gerade Töne gesungen hast.“

DSDS steht immer wieder in der Kritik: Gerade zu Beginn der Staffeln bekommt man als Fernsehzuschauer manchmal den Eindruck, dass es nur darum geht, Menschen zu Unterhaltungszwecken vorzuführen.

Es wird niemand mit vorgehaltener Waffe zu DSDS geschleppt. Wenn man untalentiert ist, aussieht wie ein Ferengi aus Star-Trek und sich zum Affen macht, dann macht man sich eben zum Affen. Wenn ich mir mit meinen zehn Kilo Übergewicht ein superenges Gummi-Top anziehe und in Berlin über den Ku’damm gehe, mache ich mich auch zum Affen. Das weiß ich aber vorher. Jeder muss selber wissen, worauf er sich einlässt. Die Leute, die da hingehen, wissen, dass sie die Chance haben, ins Fernsehen zu kommen. Vorgeführt wird dort nur jemand, der sich vorführen lässt. Wer das nicht will, geht nicht zum Fernsehen. Das ist ganz einfach.

Am Ende der vergangenen Staffel hat sich ihr Vorgänger unter den Juroren, Heinz Henn, ständig mit Dieter Bohlen gestritten. Macht Ihnen das Sorgen?

Ich schätze Dieter Bohlen sehr. Er hat eine große Menschenkenntnis, eine wahnsinnige Erfahrung. Ich habe Respekt vor dem, was er tut. Er hat seine Ecken und Kanten, aber die habe ich auch. Wir sind uns jedenfalls oft einig, das hat sich schon bei den Regionalvorauswahlen gezeigt.

Die Gags in der Sendung, besonders die von Dieter Bohlen, wirken oft, als hätte er sich die vorher ausgedacht. Haben Sie sich schon ein paar Sprüche zurechtgelegt?

Quatsch. Ich bin ich. Wenn da Sprüche kommen, kommen eben welche, wenn keine kommen, kommen keine.

Auch die schmerzverzerrten Gesichtsausdrücke, die die Jury bei manchen Teilnehmern aufsetzt, wirken manchmal etwas einstudiert…

Haha! Setzen Sie sich mal zehn Stunden hin und hören Leuten zu, die nicht singen können, was glauben Sie, was Sie da für Grimassen schneiden.

Das Interview führte Johannes Gernert

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