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CDU-Königsdrama: Kohl vs. Schäuble, frei nach Shakespeare

Die neue ARD-Reihe "Duelle" beginnt mit der Auseinandersetzung zwischen Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble. Das war ein Drama mit "Shakespeareschen Zügen", wie der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele beobachtet hat.

2000 hieß der Film „Schäubles Fall. Innenansicht einer Affäre“, heute heißt er „Helmut Kohl gegen Wolfgang Schäuble“, beide Male heißt der Autor Stephan Lamby. 2000 dampfte sein Film noch von der Auseinandersetzung. Er nahm Schäubles Perspektive, aufwühlend, wuchtig, der Zuschauer sollte sich dem Eindruck gar nicht verwehren, der „schwarze Riese“ habe den Mann im Rollstuhl aus niederen Racheinstinkten um seine Zukunft an der Spitze der CDU, wenn nicht um eine Kanzlerschaft gebracht.

Jetzt, zehn Jahre später, hat Stephan Lamby zusammen mit Jean-Christoph Caron an der Perspektive gedreht. Aus der Zeugenschaft von damals ist eine historisierende Sichtweise geworden. Das „Duell“ wird in eine lange Zeitachse gebracht, Daten, Namen, Fakten punktieren und testieren Vorgeschichte, Verlauf und Ergebnis. Da war der unaufhaltsame Kohl, Parteichef, Kanzler, da war sein engster Vertrauter in der „Kampfgruppe Kohl“ seit den 70er Jahren, sein „Ausputzer“, sein „ehrgeiziger Kopfarbeiter“, wie Wolfgang Schäuble im Film genannt wird. Mit dem Abstand zum beispiellosen Intrigenspiel während der CDU-Parteispendenaffäre konnten neue Gesprächspartner gewonnen werden aus dem inneren Zirkel der Union, allen voran Brigitte Baumeister, die ehemalige Schatzmeisterin. Und weil im modernen Doku-Fernsehen Innehalten nicht sein darf, werden immer wieder nachgestellte Szenen eingestreut, vorzugsweise Physiognomien von Kohl und Schäuble im Halbdunkel. Das hat etwas von „Aktenzeichen XY...ungelöst“, versetzt die Auseinandersetzung aber in eine permanente Bewegung.

Der Film konzentriert sich notabene auf die Jahreswende 1999/2000, als sich die Seilschaft, wenn nicht Männerfreundschaft in offene Feindschaft verkehrt. Zwei, die mit- und voneinander gelebt, deutsche Politik entscheidend geprägt haben, kommen in einen Machtkampf hinein, der „shakespearesche Züge“ trägt, wie der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele beobachtet hat. Im Herbst 2010 wird Helmut Kohl auf einer CDU-Veranstaltung sagen: „Wolfgang Schäuble ist ein Teil von uns.“ Der antwortet im Film: „Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“ „Duelle: Helmut Kohl gegen Wolfgang Schäuble“, ARD, 21 Uhr

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