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Das "Alternativ"-Duell: Wolf gewinnt kampflos

Während Klaus Wowereit und Frank Henkel am Dienstagabend ihr TV-Duell zur Berlin-Wahl im RBB austrugen, redete die Linke einfach mit sich selbst.

Der aktuelle Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf ließ sich vom ehemaligen Berliner Wirtschaftssenator Gregor Gysi im sogenannten "Alternativ-Duell" befragen. Live konnte man das Ganze auf der Internetseite der Berliner Linken mitverfolgen. Gysi übernahm dabei die Rolle des Moderators und schickte zu Beginn zunächst einmal eine Breitseite in Richtung RBB. "Der RBB entwickelt sich immer mehr zurück zum SFB", behauptete Gysi leicht erregt und warf dem Sender eine Benachteiligung der Linken vor, weil der es abgelehnt hatte, Harald Wolf ebenfalls zu einem "Duell-Auftritt" einzuladen. Schon in Mecklenburg-Vorpommern mussten die Linken zuschauen, als die Spitzenkandidaten von SPD und CDU im Fernsehen gegeneinander antraten. Geschadet hat es der Partei bekanntlich kaum. Ob es an der Idee mit der eigenen Gegensendung im Internet lag, auf die die Partei seinerzeit gekommen war?

Wer den Livestream am Dienstagabend aus dem Berliner Karl-Liebknecht-Haus verfolgt hat, dürfte daran eher zweifeln. Gysi versuchte sich an der RBB-Sendung zu orientieren und ließ Wolf zu den gleichen Themen Stellung beziehen wie parallel Wowereit und Henkel. Wolf argumentierte dabei gewohnt unspektakulär, was angesichts des fehlenden Dialogs mit einem Gegner eher ermüdend daherkam. Beim Punkt Ost-West ließ er sich immerhin zu einer Spitze gegen Frank Henkel hinreißen. Der wäre immer noch in seiner Westberliner Welt gefangen, was angesichts der Diskussionen um die Schließung des Flughafens Tempelhof deutlich geworden sei.

Mit Kritik am Regierenden Bürgermeister hielt sich Wolf dagegen fast schon auffällig zurück. Immerhin ist er ja auch dessen Stellvertreter. Zumindest aber wäre er es gewesen, der Wowereit in Wirtschaftsfragen soweit überzeugen konnte, dass der die Industrie als wichtiges Thema erkannt hätte. Vier Jahre hätte das allerdings schon gedauert, erklärte Wolf dann plötzlich wider Erwarten trocken.

Inhaltlich können in einem derartigen Format naturgemäß keine Diskussionen entstehen, obwohl Gregor Gysi hin und wieder seine Entertainer-Qualitäten einbrachte und auch Fragen aus dem Chat zur "Sendung" beantwortet wurden. Im Wesentlichen erklärte Wolf dem Publikum im Karl-Liebknecht-Haus aber stoisch die Rezepte der Linken zu den Themen Steuern, Mieten, Gewalt und und und. Das war so unterhaltsam, dass sich zwischenzeitlich sogar der Livestream von der Linken-Webseite verabschiedete.

Irgendwann verlor schließlich sogar Gysi kurz den Überblick und musste sich erst einmal mitteilen lassen, worüber denn Wowereit und Henkel nebenan im RBB gerade reden würden. So richtig interessierte das aber eigentlich an diesem Abend bei den Linken dann auch keinen mehr. Wichtiger war es, am Ende noch einmal die Rolle des benachteiligten Kleinen zu spielen. "Ich hoffe, dass die ARD lernt, langfristig mit uns umzugehen", sagte Gysi in einer Art Schlussplädoyer, denn "Stimmen für die Linken sind nicht weniger wert als andere."

Fortsetzung folgt am Donnerstag, wenn es Renate Künast im RBB mit Klaus Wowereit aufnimmt und die Linken wieder nur zuschauen dürfen.

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