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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Florian Schroeder hat neben dem Umweltminister auch den Bundespräsidenten Joachim Gauck im Parodie-Repertoire. Foto: RBB

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"Das Ernste": Die ARD scheitert am Humor

Mit ihrer neuen Satiresendung "Das Ernste" will die ARD Humor beweisen. Und das war dann auch schon der beste Witz an diesem TV-Abend.

Vorher ist Dieter Nuhr dran. Einen satirischen Jahresrückblick will der Comedian in der ARD präsentieren, er redet über den Sturm Sandy: „Frauen sind wie Hurrikans. Es beginnt mit leichtem Blasen, und am Ende ist das Haus weg.“ Und die Euro-Krise: „Griechenland hat Pech gehabt, dass man zum Bau von Handys und Computern keinen Schafskäse braucht“. Und der Zuschauer denkt, dass es jetzt ja gar nicht schlimmer werden kann, dann schlägt die Uhr in der Nacht zu Freitag Mitternacht, und „Das Ernste“ beginnt, die neue Satiresendung, mit der die ARD Humor beweisen will. Und das ist jetzt auch schon der beste Witz gewesen.

Zu sehen gibt es einen Cover-Versuch des genialen ProSieben-Comedy-Formats „Switch Reloaded“ und der ausgezeichneten ZDF-„heute-show“ mit Oliver Welke, der eine Beleidigung für beide Vorbilder ist.

Als Kulisse dient das „Tagesthemen“-Studio. Anchorman Florian Schroeder steht neben dem ehemaligen „Tagesschau“-Sprecher Jo Brauner, von hier wird in die einzelnen Parodien geschaltet. Zu der von Fußballtrainer Jogi Löw und Spieler Mesut Özil, zu Peer Steinbrück, Anne Will und Angela Merkel. Die Masken sind schlecht, dass die Witze noch schlechter sind, kann man allerdings nicht sagen. Es gibt einfach keinen einzigen Witz, 30 Minuten lang.

Beispielsweise die Parodie auf Löw und Özil. Die beiden sollen eine 0:6 Niederlage gegen die Falkland-Inseln erklären, die Maske hat Özil riesige Kulleraugen verpasst, die beim Blinzeln klimpern wie die Augen von der Maus bei der „Sendung mit der Maus“. „Ich habe wie immer 100 Prozent abgegeben“, erklärt Özil und als Löw schimpft, dass er schon wieder die Nationalhymne nicht mitgesungen hat: „Ich kann mir den Text nicht merken.“ Später darf sich der Fußballer noch zur wachsenden Armut in Deutschland äußern, und Anchorman Schroeder kündigt Özil an als einen Mann, „der das Leben an der Armutsgrenze aus seinem eigenen Wortschatz kennt.“

Sicher darf man Witze darüber machen, wenn jemand eine Sprache nicht richtig beherrscht oder einen Akzent hat, aber doch bitte nicht auf so einfache, plumpe Art. Wenn immer nur die naheliegendste Vorlage gewählt wird für die Parodie, zeugt das weder von großem Humor noch von Einfallsreichtum.

Zwar sind die Stimmen von Peer Steinbrück, Angela Merkel, Charlotte Roche und Anne Will gut imitiert, aber Stimmimitation ist nicht alles, was es für eine Parodie bedarf. Da muss die Figur überspitzt, der Charakter überdreht werden, die Kopie fast besser sein als das Original, so wie es Martina Hill bei „Switch Reloaded“ mit Heidi Klum beherrscht.

Zu Steinbrück aber fällt „Das Ernste“ nicht mehr ein, als ihn von einer Harald-Glööckler-Kopie zu einer Harald-Glööckler-Kopie umstylen zu lassen. Angela Merkel darf durch ihre Wohnung führen und zeigen, dass sie einen Nussknacker hat, mit dem sie schon die – Achtung, versteckter Sexwitz - harten Nüsse diverser CDU-Männer geknackt hat. Und dann hatte die ARD noch versprochen, sich mit „Das Ernste“ selbst aufs Korn nehmen zu wollen. Beispielsweise den Streit um die vielen Talkshows. Anne Will, Sandra Maischberger, Reinhold Beckmann, Frank Plasberg und Günther Jauch werden dafür alle in ein Studio gesteckt, doch sind die Masken so schlecht, dass die Namen besser eingeblendet werden, um zu erkennen, wer nun wer ist. Dass ihnen Plasberg absolut misslungen ist, scheint auch den Machern aufgegangen zu sein, er darf gar nichts sagen und ist jeweils nur für zwei Sekunden im Bild.

Immerhin, 1,19 Millionen Zuschauer sahen die Sendung. Das ist durchaus noch ausbaufähig. es hätte aber auch schlimmer kommen können. Wer Zuschauer um Mitternacht vor dem Fernseher halten will, muss allerdings eindeutig mehr bieten. Mehr als einen beleidigenden Cover-Versuch der Kollegen.

Im Anschluss an „Das Ernste“ kommt das „Nachtmagazin“, Ingo Zamperoni begrüßt die Zuschauer mit dem Satz: „Gut, dass wir uns noch sehen, das heißt, die Welt ist noch nicht untergegangen.“ Vielleicht sollte es die ARD einfach lassen mit dem Humor.

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