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Eine Software bringt das Leben von Max Rohde (Torben Liebrecht) und Jola (Lina Hüesker) aus dem Lot.

© RTL/Boris Laewen

"Das Joshua-Profil" bei RTL: Big-Data-Horror von Sebastian Fitzek

RTL hat den Sebastian-Fitzek-Roman „Das Joshua-Profil“ verfilmt. Die tollen Berlin-Locations machen die Ungereimtheiten der TV-Produktion allerdings nicht wett.

Sebastian Fitzek gehört zu den populärsten deutschen Thriller-Autoren. Seine Romane kommen auf eine Gesamtauflage von zehn Millionen Exemplaren. Dabei hatte der in Berlin geborene und hier lebende Fitzek zu Beginn seiner Karriere als Schriftsteller mit allerlei Vorbehalten zu kämpfen. Psychothriller aus Deutschland funktionieren nicht, hieß es. Der Erfolg von Romanen wie „Die Therapie“, „Der Augensammler“ oder zuletzt „Flugangst 7A“ hat das Gegenteil bewiesen. Am Karfreitag will RTL mit der Verfilmung des Fitzek-Romans „Das Joshua-Profil“ zeigen, dass auch ein anderes Vorurteil unberechtigt ist, und es durchaus möglich ist, einen deutschen Psychothriller erfolgreich für das Fernsehen zu übersetzen. Doch dieses Ziel wurde verfehlt.

Verhoben hat sich der Kölner Privatsender, der „Das Joshua-Profi“ bei der Ufa in Auftrag gegeben hat, vor allem an der Vielschichtigkeit des Stoffes, der zusammengekürzt auf einen Eventfilm von 100 Minuten Länge zu einigen Logikbrüchen und noch mehr Ungereimtheiten geführt hat. Es ist beinahe ein Scheitern mit Ansage, denn genau genommen handelt es sich beim „Joshua-Profil“ um zwei höchst unterschiedliche Geschichten.

Was nicht passt, wird passend gemacht

Max Rhode (der Protagonist ist wie Sebastian Fitzek ebenfalls Autor) wird ohne eigenes Zutun in eine High-Tech-Dystopie hineingezogen. Eine dubiose, aber überaus mächtige Firma hat eine Software entwickelt, mit der Verbrechen vorhergesagt werden können. „Predictive Policing“ ist der Name dieser Technik, an der auch in Realität geforscht wird. In dem Rhode – im Film dargestellt von Torben Liebrecht – fälschlicherweise beschuldigt wird, in naher Zukunft ein schlimmes Verbrechen zu begehen, warnt Fitzek damit vor den Gefahren der allgemeinen Big-Data-Sammelwut. Denn wenn die Theorie nicht passt, wird sie passend gemacht, auch wenn dafür Rhodes Pflegetochter Tochter Jola (Lina Hüesker) mit K.o.-Tropfen sediert und später sogar entführt werden muss.

„Das Joshua-Profil“ hat allerdings noch eine zweite Ebene, die mehr ist als eine überraschende Wendung. Max Rhode hat mit „Die Blutschuld“ bislang nur ein einziges Buch geschrieben, das die erschütternden Erlebnisse aus der Kindheit vom ihm und seinem Bruder Cosmo (Max Hopp) zum Inhalt hat – ein echter Psycho-Horror. Auf den über 400 Buchseiten des „Joshua-Profils“ ist Platz für die nötige Trennschärfe zwischen den beiden Themen, im TV-Thriller misslingt der Spagat. Fitzek war übrigens von der Idee aus dem fiktiven Buches so begeistert, dass er unter dem Pseudonym Max Rhode es selbst geschrieben hat.

Toller Auftritt von Armin Rohde

Regisseur Jochen Alexander Freydank lädt den Zuschauer immerhin ein zu einer abwechslungsreichen Tour durch diverse Berlin-Locations – wobei ihm wichtig war, den Ostteil der Stadt nicht zu vergessen. Das ehemalige Krankenhaus der DDR-Regierung in Berlin-Buch, das für die Öffentlichkeit verschlossen ist, spielt dabei auch eine Rolle. Überaus gelungen ist zudem die Darstellung von Rhodes Freund und halbseidenem Anwalt Christoph Marx durch Armin Rohde. Das kann jedoch nichts daran ändern, dass sich die Befürchtungen über die Unverfilmbarkeit eines deutschen Psychothrillers zumindest beim „Joshua-Profil“ bewahrheitet haben. Für die Umsetzung von „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek – gedreht wird im April – muss das allerdings nicht gelten.

„Das Joshua-Profil“, RTL, Karfreitag, 20 Uhr 15

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