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Medien: Das Sekunden-Spiel

Sat 1 zeigt von jeder Champions-League-Runde eine Partie live – die zweite deutsche Mannschaft kommt nur in wenigen Spielzügen vor

Die Probleme der Philosophie sind im Wesentlichen gelöst, vor allem das mit der Willensfreiheit. Diese wird von Spinoza aus prinzipiellen Gründen abgelehnt. Vielleicht wird sich Sat1-Geschäftsführer Martin Hoffmann in ein paar Wochen an den Philosophen erinnern. Dann nämlich, wenn das Recht, jede Woche das Top-Spiel der UEFA Champions League frei auswählen zu dürfen, für Sat 1 zum Problemfall wird.

Für den Zuschauer hört sich das erst mal toll an. Im Gegensatz zum Sender RTL, der nur das Mittwochspiel live zeigen durfte, hat Sat 1, der neue Inhaber der Free-TV-Rechte, an insgesamt 13 Spieltagen freien Zugriff. Los geht’s am nächsten Mittwoch mit der attraktiven Partie Bayern München gegen Celtic Glasgow, zwei Wochen später Stuttgart gegen Manchester, dann wieder der FC Bayern, beim Giovane-Elber-Club Olympique Lyon – an einem Dienstag. Das Ganze wird moderiert von einer durchaus starken Konkurrenz für Netzer/Delling: vom eloquenten Gespann Oliver Bierhoff/Oliver Welke, dazu die Kommentatoren Jörg Wontorra und Werner Hansch. Vom Skispringen hat sich Sat 1 die fliegenden Kameras abgeguckt.

So weit, so gut. Nur: Was ist mit der zweiten deutschen Mannschaft an den Tagen ohne Live-Übertragungen? Ein 90-sekündiger Newsflash vor der Harald-Schmidt- Show soll die Fans des jeweils anderen Vereins über einen – im Vergleich zu RTL – fußballlosen Abend hinwegtrösten.

Dafür habe man eben immer das „Spiel der Woche“, so Martin Hoffmann. Nun wollten die Journalisten bei der Champions-League-Präsentation von Sat 1, drei Tage nach Rudi Völlers Brandrede, nicht gleich wieder alles kaputt reden; aber problematisch könnte das mit der Wahlfreiheit schon werden: wenn nämlich am sechsten Spieltag der Vorrunde beide deutsche Mannschaften noch Punkte brauchen. Was dann übertragen? VfB oder Bayern? Dienstag oder Mittwoch? Die Zuschauer sollen entscheiden: eine Woche vorher per Voting in einer großen Boulevardzeitung. Das gibt Ärger.meh

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