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Medien: Der 8. Mai, glatt übersehen

Ein

von Joachim Huber

Die Anstrengung war groß, die Resonanz war es nicht. Die ARD hat am Sonntag beinahe vier Stunden lang die Gedenkfeiern in Berlin zum Kriegsende vor 60 Jahren übertragen – und durchschnittlich 700 000 Zuschauer haben zugesehen. Bei der ZDFSendung von mehr als zwei Stunden Dauer waren 600 000 Zuschauer dabei. Der Marktanteil im Ersten lag bei 4,4 Prozent, der im Zweiten bei 3,7 Prozent. Das sind sehr magere Ergebnisse, im Vergleich mit allen übrigen ARD-Sendungen vom Sonntag bildet der Marktanteil für die Gedenkübertragungen das Schlusslicht.

Lag’s am Wetter, am Muttertag, oder waren die Zuschauer des Themas überdrüssig? Die letzten großen Live-Flächen im Fernsehen waren der Tod und die Beisetzung des alten Papstes, die Wahl und die Einführung des neuen Papstes Benedikt XVI., sodann alle Hochzeiten und Todesfälle im so genannten Hochadel. Alle diese Ereignisse waren hervorragend eingeschaltet, die katholische Fernseh-Mission noch besser als die Legalisierung des Verhältnisses von Charles & Camilla.

Tausend Gründe, warum das so ist: Nach Rom konnte nicht jeder, mit dem Fernsehen konnte jeder in Rom dabei sein. Auf Schloss Windsor waren wir nicht eingeladen, dito in Monaco. Das Gedenken zum 8. Mai 1945 fand wahrscheinlich in den Familien, nicht aber vor dem Fernseher statt.

Es ist also ganz bestimmt sehr unfair, die Quoten zum Gedenken mit den Quoten zu Papst und Adel zu vergleichen. Wir tun es trotzdem und stellen fest, dass die Gedenkanlässe und die Gedenkrituale der Republik von der Fernsehrepublik zur Kenntnis genommen werden. Mehr nicht. Heute wird das HolocaustMahnmal eröffnet. Die ARD überträgt ab 13 Uhr 30, das ZDF ab 13 Uhr 45.

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