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Der Ball ist ECKIG: Schämen mit Poldi, reisen mit Pocher

In der langen Klageliste unerträglicher Fußballreporter kommt Béla Réthy nicht allzu oft vor. Der ZDF-Mann wolle nicht genial sein, sondern nur gut, sagen Kritiker.

In der langen Klageliste unerträglicher Fußballreporter kommt Béla Réthy nicht allzu oft vor. Der ZDF-Mann wolle nicht genial sein, sondern nur gut, sagen Kritiker. In jüngster Zeit hat es aber den Anschein, als sei gut nicht immer gut genug. Das war schon am Samstag beim Eröffnungsspiel Tschechien gegen Schweiz so und hat sich am Sonntagabend beim emotional ohnehin aufgeladenen Spiel Deutschland gegen Polen nur unwesentlich gebessert. Es geht hier nicht um Kenntnisse, Ergebnisse, frühere Turniere. Das hat der Mann, der sechs Sprachen spricht und seit 1991 dabei ist, alles drauf. Aber Réthy bringt, da ganz Stadionzuschauer, allzu gerne Emphase, wo ein nüchterner Blick gefragt wäre. In der 20. Minute schlug „das Traumduo der WM 06“, Klose und Podolski, zu, „die Kombination zweier in Polen geborener Stürmer“. Der Reporter meinte zu sehen, dass Podolski sich fast ein bisschen schäme für sein erstes Tor. Das mag sogar sein. Aber das Problem bei Réthy ist das Problem vieler Reporter: Man hört manchmal die Karteikärtchen rascheln, die vor geraumer Zeit über diesen oder jenen Spieler gemacht worden. Läuft das Ganze dann mal andersrum, fällt es dem Kommentator schwer, damit umzugehen, umzuschalten, wie es beispielhaft ARD-Kollege Tom Bartels vermag.

Zeit fürs Erste, das heute übernimmt. Auch mit Oliver Pocher und seinen „persönlichen Euro-Geschichten“. Pocher konnte es am Sonntag nicht abwarten und besuchte vor den beiden Spielen mit dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider das DFB-Fan-Camp. Pocher und der rechtspopulistische Politiker setzten einträchtig auf einen deutschen Sieg. Liebe ARD, mit Haider im öffentlich- rechtlichen Auftrag unterwegs – das nennt man wohl Narrenfreiheit. Es müsste sich doch ein deutscher Politiker oder Rundfunkrat finden, der die Absetzung der EM-Show „Euro-Pocher“ im Ersten fordert. Markus Ehrenberg

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