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Der Ball ist ECKIG: Zum Soundcheck, bitte!

Leider gibt es keinen schönen Fußball ohne die unschöne Fußball-Sprache. Auf ihren Sound müssen wir uns jetzt wieder einstellen. Hoffentlich findet wenigstens Jogi Löw für seine deutliche Pausen-Ansprache die richtigen Worte.

Jetzt geht’s los: Das Sommermärchen, Teil 2 – schwarz, rot, geil! Im Vorfeld herrscht Euphorie. Es hat auch niemand vor, auf die Euphoriebremse zu treten. Allerdings: Eine WM ist leichter als eine EM. Aber die Deutschen sind eine Turniermannschaft. Bis zuletzt sind die Laufwege einstudiert worden. Es wurde gefeilt an der Feinabstimmung in der tief gestaffelten Abwehr, besonders wegen der empfindlichen Schnittstelle in der Viererkette. Noch sind unsere Gipfelstürmer nicht über den Berg, aber ohne internationale Härte wird das auch nicht gehen. Nur durch aggressives Zweikampfverhalten werden sie zu Erfolgserlebnissen kommen. Die Abwehr darf nicht mehr löchrig sein wie ein Schweizer Käse. Vielleicht geht das nur mit einer Doppel-Sechs. Wir brauchen eine bessere Chancenverwertung bei Standardsituationen. International gibt es pro Spiel nur noch zwei, drei Hundertprozentige – die muss man dann auch reinmachen. Das geht nicht klein-klein durch die Mitte, nur über die Flügel, mit Flankenläufen bis an die Grundlinie, schnelle Balleroberung und „one-touch“-Pässe, steil in die Spitze. So kann man Spiele noch umdrehen, den Sack zumachen, wenn die anderen den Vorsprung nur noch verwalten wollen. Psychologisch wichtig wäre ein Tor noch kurz vor der Pause. Hauptsache, der Gefoulte schießt nicht selber. Auf mentale Stärke kommt es jetzt an. Gerade enge Spiele werden im Kopf entschieden. Sonst heißt es: Mund abwischen, abhaken und nach vorne schauen.

Das tun wir gerne, aber leider gibt es keinen schönen Fußball ohne die unschöne Fußball-Sprache. Auf ihren Sound müssen wir uns jetzt wieder einstellen. Hoffentlich findet wenigstens Jogi Löw für seine deutliche Pausen-Ansprache die richtigen Worte. Falsche Worte, gestanzte Floskeln und abgedroschene Phrasen werden uns von heute an in allen Medien wieder drei Wochen lang um die Ohren fliegen. Bernd Gäbler

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