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An der Copacabana in Rio de Janeiro protestierten am Wochenende wieder Tausende Brasilianer gegen Korruption und soziale Missstände in ihrem Land.

© AFP

Der Confed-Cup im Fernsehen: Fußball war gestern

Das ZDF überträgt den Confederations-Cup aus Brasilien. Der Mainzer Sender hatte sich auf Samba- und Sonnen-Fußball eingestellt, erst allmählich rücken die Proteste in den Fokus.

Der Confederations Cup gilt als Generalprobe für die Fußball-WM 2014 in Brasilien. Der Gastgeber ist gefordert, die Fifa ist herausgefordert und selbstverständlich befinden sich auch die Fernsehsender im Testlauf, für das Deutsch-TV probt das ZDF den Ernstfall.

Das brasilianische Volk ist in Aufruhr, die Jugend protestiert ihre Wut heraus. Trotzdem wird in den zu Hochsicherheitstrakten umgebauten Stadien Fußball gespielt. Es herrscht Generalprobe, und wer die nicht besteht, der bekommt spätestens mit der Fifa Ärger. Das ZDF zeigt drei Gruppenspiele, ein Halbfinale und das Endspiel am 30. Juni. Wie das offizielle Brasilien und die Fifa, so hatte sich auch der Sender auf Samba- und Sonnen-Fußball eingestellt. Bunt bis überschäumend geben sich die Trailer, die die Zuschauer zum Einschalten der Übertragungen animieren sollen. Laute Freude im Klischee, der Brasilianer ist halt ein so fröhlicher Mensch wie der Mainzer Karnevalist.

Fußball war mal ein Sport, heute ist er ein Gesellschaftsspiel. Am schwersten verarbeiten diese Veränderung die Redaktionen jener Fernsehsender, die die Rechte am Ereignis gekauft haben und sich als „Presenter“ gerieren. Das ZDF hat sich beim Confed-Cup anfangs auf dieser Linie bewegt. Erst allmählich, jetzt aber mit Aufmerksamkeit und Aufwand werden die Ereignisse in Brasilien miteinander verschränkt. Am Mittwoch, beim Halbfinale der Gastgeber gegen Uruguay, hat das ZDF nach der Spiel-Übertragung ein „Auslandsjournal XXL“ angesetzt, das einzig und allein Brasilien gewidmet ist.

Der Confed-Cup 2014 beweist, wie sehr sich die Perspektiven der Wahrnehmung verschoben haben. 1978 fand die Fußball-WM in Argentinien statt. Dass eine Militärjunta blutig regierte, wen hat das ernsthaft gestört? Alle Anstrengung war auf die Verarbeitung des schändlichen 2:3 der Deutschen gegen die Österreicher gerichtet. Joachim Huber

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