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Medien: Der Fremdfaktor

Er kann’s nicht: Dem Moderator fehlt der Spaß.

Jetzt heißt es vorsichtig sein. Nicht, dass hier schon wieder etwas kaputtgeschrieben wird. Das machen die Fernsehkritiker nämlich mit „Wetten, dass..?“, meint Markus Lanz: „Wenn Sie dauernd den Untergang herbeischreiben, dann kriegen Sie ihn auch“, sagte er dem „Stern.“

Heißt das also: Wenn wir den genialen Moderator Lanz herbeischreiben, bekommen wir den auch?

Das wäre eine hübsche Zauberei, im deutschen Fernsehen vielfach zu gebrauchen, aber leider unmöglich. Ob eine Sendung, ein Moderator erfolgreich ist, entscheiden am Ende nämlich nicht die Medien, sondern die Zuschauer. Und die waren mit Lanz zuletzt nicht zufrieden. 6,55 Millionen Menschen schalteten am 9. November bei „Wetten, dass..?“ ein, so wenige wie noch nie zuvor.

Dabei hat Lanz erst am Mittwoch beim Nackt-Protest in seiner Talkshow gezeigt, wie cool er sein kann. Bei „Wetten, dass..?“ hingegen ist er der Schmerzensmann, der Einzige, der sich traut, die Via Dolorosa des Mainzer Lerchenbergs zu beschreiten – so liest es sich zumindest im „Stern“: Es sei „kein Tag der Freude“, gewesen, als er die Zusage für die ZDF-Wettsendung gab.

Und genau das merkt man Lanz an. In keiner Ausgabe ist es bisher so aufgetreten, als würde es ihm wirklich Spaß machen, was er da tut, nämlich die noch immer größte Fernsehshow Europas zu moderieren. Er wirkt wie ein Fremdfaktor in seiner eigenen Sendung, verkrampft, er macht peinliche Witze (erinnert sei an die Eiswürfel in Gerard Butlers Hose) und Sprüche (Miley Cyrus, die neue „Pippi-Langstrumpf“). Es ist dabei egal, ob sich Lanz diese Aktionen und Sätze selbst ausgedacht hat oder seine Gag-Schreiber. Wenn es ihm keinen Spaß macht, soll er aufhören. Aber genau das will Lanz nicht. Das würde er „uncool“ finden. Er wolle weitermachen, „Alleine um ein paar Leute aus der Meute“ – also den Medien – „zu ärgern“. Da spricht er wieder, der Mann, der sich als Opfer sieht.

Wäre das für ihn tatsächlich der entscheidende Grund zu bleiben, müsste er gehen. Sofort. Doch Lanz schiebt hinterher: „Das Wichtigste aber ist: Es gibt Millionen Menschen, die diese Sendung lieben.“ Gehört er aber selbst dazu?

Es ist jetzt an ihm, das zu beweisen. Ausrufe wie „Wow, wow, wow“, „sensationell“ und „great performance“ reichen als Zeugnis dafür nicht aus. Wenn er am Samstag ABBA-Legende Björn Ulvaeus, Schauspieler Wolfgang Stumph, Ex-Tennisstar Boris Becker und Komiker Michael „Bully“ Herbig begrüßt, darf er sich nicht in seine Phrasen flüchten – vor allem muss er seine Haltung ablegen, der tapfere Märtyrer zu sein. Sonst wird er weiter so müde wirken wie Thomas Gottschalk am Ende der Show. Dann ist es Zeit zu gehen.

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