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Medien: Der gerne an die Decke starrt

Was dem Comedian Bastian Pastewka Spaß macht

Den ersten Gag hat er seiner Großmutter vorgespielt. Damals war er fünf Jahre alt. Bastian Pastewka stellte sich an den Türrahmen des Wohnzimmers und tat so, als wolle er sich am Rahmen abstützen – greift aber daneben und fällt in Charlie-Chaplin-Manier nach hinten weg. „Meine Oma hat sich nur Sorgen gemacht“, erinnert er sich. Mittlerweile kommen seine Gags besser an. Sogar so gut, dass er im Auftrag von RTL die Welt bereist, betrachtet aus seinem ironischen Blickwinkel. Nach dem ersten erfolgreichen Teil „Pastewka in Indien“ zog es ihn nun nach Japan und in die Südsee. Die Japan-Erlebnisse sind heute in zweiter Folge zu sehen.

Zum Interview erscheint Bastian Pastewka in einer alten Lederjacke, er trägt Jeans und ein gelbes Hemd. Alles weit weg von moderner, hipper Kleidung. Seit einem Jahr lebt er in Charlottenburg. Treffpunkt ist der Chinese um die Ecke. Er bestellt immer das Gleiche: Nummer 28 – gebratener Reis mit Shrimps und Huhn. Pastewka ist ein Gewohnheitsmensch. Deshalb arbeitet er auch gerne mit den gleichen Leuten zusammen, etwa „Ohne Worte“-Regisseur Tobi Baumann. Den kennt er noch aus „Wochenshow“-Zeiten.

Die Sat-1-Sendung hat ihn berühmt gemacht. Seine Paraderollen waren ab 1996 Brisko Schneider, der schwule Moderator von Sex TV, und Ottmar Zittlau, ein typischer Talkshowbesucher. Viele hielten ihn damals für schwul, was er nicht ist. 2001 stieg er nach 185 Sendungen aus. Schneider und Zittlau gingen damit in den Ruhestand. Seine Vorliebe für schräge Figuren mit schrägen Blicken und Gesten ist geblieben. Im Gespräch ist der Gesichtsausdruck eher neutral. Das ändert sich, als er einen von der Reporterin mitgebrachten Brause-Brocken isst. „AhojBrause“ ist Saures aus der Bonner Kindheit. Pastewka erinnert sich gerne daran. Das beweist er in der „80er Show“ und „70er Show“ – auch wenn der 31-Jährige damals noch sehr jung war. Pastewka erinnert sich an alles, an Serien wie „Wicki“ und „Sindbad“, an die Jojos der 80er-Kids. „Ich habe auch noch immer alle ,Drei ???’-Kassetten“, sagt er stolz und steckt den nächsten Brause-Brocken in den Mund. Dieses Mal das ganze Stück. Die Folge ist ein mittleres Gesichtsbeben.

Über vier Monate stand Pastewak nun wieder auf der Bühne. An 60 Abenden. Mit Olli Dittrich tourte er quer durch Deutschland. In ihrem Programm zeigen die Comedians alte Paraderollen, erzählen neue Geschichten. Es wird viel improvisiert, allein schon wegen der regionalen Unterschiede: „In Halle reagieren die Leute nicht, wenn wir ,Palimm, Palimm’ sagen.“ In Berlin traten sie auch auf, im „Quatsch Comedy Club“. Pastewka sagt, auf der Bühne könne man sich nicht verstecken. Da sehe man auch die körperlichen Defizite. Der 1,88 Meter-Mann redet von seiner schlechten Haltung. Über die Bühne geht er leicht geduckt. Auch das Doppelkinn wird thematisiert. Er kokettiert mit solchen „physischen Defekten“. Unsportlich? Unattraktiv? Für ihn waren das die Albträume seiner Teenagerzeit, heute sind es Comedyrollen.

Fast jede Geschichte, die Bastian Pastewka erzählt, endet mit einer Pointe – und irgendwie tragisch. Vielleicht ist das bei einem Comedian so. Die öffentliche Person Pastweka sei eine Fiktion und doch die wahre Biografie. Natürlich habe er nicht nur Loser-Geschichten erlebt. „Ich war auch mal Klassenbester. Aber das ist langweilig.“

Wer den echten Pastewka sehen will, der muss sich „Genial daneben" (Sat 1) anschauen, sagt er. In der Ratesendung stellt Hugo Egon Balder absurde Fragen – fünf Comedians geben absurde Antworten. „Da sind wir alle privat. Anders würde es auch gar nicht funktionieren.“ Pastewka ist dort meist ruhiger als seine Kollegen. Kommt aber eine Frage zum Fernsehen, bricht es aus ihm heraus. „Spontan TV“ nennt er dieses Genre.

Weniger spontan sieht sein Terminkalender 2004 aus. Seit Anfang Januar dreht er weitere „Ohne Worte“-Folgen, demnächst strahlt RTL noch „Pastewka in der Südsee“ aus, und im Frühjahr läuft „Der Wixxer“ in den Kinos an. Der Film ist eine Edgar-Wallace-Parodie, die Pastewka gemeinsam mit Oliver Kalkofe und Oliver Welke geschrieben und gespielt hat. Comedy-Kollege Kalkofe sorgt auch die für die entspannten Momente im Leben des Bastian Pastewka. Kalkofe hat ihm eine Isomatte geschenkt, eigentlich für den Fall, dass Pastewka noch mal Sport machen will. Jetzt liegt sie bei ihm zu Hause, Pastewka legt sich drauf und starrt an die Decke. Stundenlang. „Das macht echt Spaß“, sagt er.

„Pastewka in Japan“: 22 Uhr 45, RTL.

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