zum Hauptinhalt
„Fortnite“ ist ein Shooter-Spiel. Doch es gewinnt nicht automatisch der beste Schütze, auch gute Baumeister werden belohnt.

© Promo

Der Hype um "Fortnite": Alles so schön bunt hier

Das Spiel „Fortnite“ ist ein popkulturelles Phänomen. Was macht es besonders? Drei Spieler geben Auskunft.

„Früher haben Kinder Klebebilder gesammelt, heute sammeln sie Kostüme in Fornite“, sagt der 21-jährige Jeffrey, ein angehender Erzieher. Er ist mitten in diesem Hype um das Videospiel „Fortnite“ – als Spieler und als jemand, der täglich Sechs- bis Zwölfjährige erlebt, die viele Stunden mit dem Spiel verbringen.

„Fortnite“ ist eines der erfolgreichsten Spiele. Man kann es auf PCs, iPhones und allen relevanten Spielkonsolen spielen. In dem „Battle Royale“-Shooter treten bis zu hundert Spieler auf einem großen Spielfeld gegeneinander an. Gewonnen hat, wer am Ende alleine überlebt. Es ist ein Online-Spiel, das über den gesamten Globus gespielt wird. Neben Waffengebrauch ist der Bau von Türmen oder Mauern wichtiger Bestandteil des Spiels. Das Spiel ist „Free to Play“, also zunächst komplett kostenlos. Spieler können jedoch Zusatzkäufe tätigen, alleine damit hat das Entwicklerstudio Epic in nur einem Monat 223 Millionen Euro verdient. Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, dass sich inzwischen 125 Millionen Spieler um „Fortnite“ versammelt haben.

Zehn Euro für den "Battle Pass"

Einer dieser Spieler ist Juri. Der 32-jährige Marketing-Manager spielt, seit er 14 ist. Momentan verbringt er etwa drei Stunden am Tag in der Welt von „Fortnite“. Abends trommelt er seine Freunde zusammen. Er hat den Anspruch, ganz vorne zu sein. Gerade das mache „Fortnite“ für ihn aus. „Sonst muss ich meine Freunde überreden, viel Geld für ein Spiel auszugeben. Bei ,Fornite‘ gibt es diese Hürde nicht.“ Sogar mit seinem elfjährigen Neffen habe er schon gespielt. „Es verbindet Alt und Jung.“ Lediglich zehn Euro habe er bisher ausgegeben. Für den „Battle Pass“, der es Spielern erlaubt, an speziellen Herausforderungen teilzunehmen oder zusätzliche Ausrüstung für die Spielfigur zu ergattern.

Dass „Fortnite“ für ambitionierte Spieler selten kostenlos bleibt, erlebt wiederum Jeffrey täglich in seiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Ein Junge hatte Geburtstag und einen großen Teil des geschenkten Geldes für Fortnite ausgegeben, bestimmt 50 Euro.“ Wenn er mitbekomme, dass Schüler zu lang spielen, versuche er ihnen zu erklären, wieso das nicht gut ist. „Das sage ich dann selbst als Fan.“

In diesem Alter sei es für Kinder generell schwierig, Grenzen abzustecken und sich richtig einzuschätzen. Egal ob es um Videospiele oder andere Aktivitäten geht. Doch er sieht viel mehr als nur Gefahr. „Selbst diejenigen, die ,Fortnite‘ selbst nicht spielen, kennen es“, erzählt Jeffrey. Siegestänze und andere Bewegungen aus dem Spiel werden auf dem Pausenhof nachgestellt. Hunderte Memes sind im Internet entstanden. Bekannte Rapper wie Drake spielen „Fortnite“ in Online-Streams, Hunderttausende schauen zu. Kurzum, „Fortnite“ ist Popkultur, beeinflusst Sprache und Verhalten.

„Dieses Spiel regt auch die Kreativität an“, konstatiert der Erzieher. Kinder malten Szenen aus dem Spiel oder sie spielten es draußen nach. Stünden dann vor einem Baum, wedelten mit den Armen und stellten sich vor, dass sie Rohstoffe abbauen, um daraus unsichtbare Türme zu bauen, von denen sie herabblicken.

Nicht die übliche Kriegsshooter-Optik

„Ich mag das Bunte im Vergleich zur sonstigen Kriegsshooter-Optik“, erzählt auch Anna. Sie ist 31 Jahre alt, arbeitet als Projektmanagerin, spielt schon seit vielen Jahren. „Fortnite“ habe durch die Comic-Optik eine viel höhere Zugänglichkeit. „Eigentlich bin ich gar kein Shooter-Fan, aber Fortnite hat mich gepackt.“ Sie steht dann vor virtuellen Bäumen, wedelt mit virtuellen Armen und baut Holz ab, aus dem sie vieles bauen kann. „In ,Fortnite‘ gewinnt immer eher der, der gut bauen kann, als der, der gut schießen kann“, hat sie gemerkt. Das mag sie ebenso wie die große Abwechslung. „Das Spiel hat einen tiefen strategischen Ansatz“, betont sie. Man könne sich verschanzen, die Gegend erkunden oder bessere Gegenstände finden. Auch sei es ein soziales Spiel. Angefangen habe sie mit Freunden. Die hätten dann aber schnell das Interesse verloren. „Also habe ich auf Twitter gefragt, wer mit mir spielen möchte.“ Jetzt sind aus losen Kontakten „Fortnite“-Kumpanen geworden.

Jeffrey versteht durch „Fortnite“ die Schüler, um die er sich kümmert, besser. Er versteht diese Bewegungen, die sie sich auf dem Pausenhof hin- und herwerfen. Er lacht dann mit ihnen, nicht über sie. „Viele Eltern interessieren sich nicht dafür, was die Kinder da machen“, betont er. Die kauften eine Konsole oder ein Smartphone – was sie sich dann runterladen, werde nicht weiter beachtet.

War früher das Klebealbum voll, verschwand es meist im Regal, irgendwann im Altpapier. Bis die Server von „Fortnite“ nicht mehr erreichbar sind, werden wohl schon ein paar neue Hypes durch die Popkultur gezogen sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false