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Der TV-Check: Klatschen für Kubicki

Erfüllen die Öffentlich-Rechtlichen ihren Auftrag? Eine Talkrunde in der Deutschen Akademie für Fernsehen förderte einige interessante Antworten hervor.

Das Erstaunlichste vorweg: Die 24-jährige Tochter des ZDF-Chefredakteurs hat keinen Fernseher. Es gibt mittlerweile fast alles im Internet zu sehen. Unter Legitimierungsdruck sieht sich Peter Frey, der Mann, der für das Programm des größten Senders in Europa zuständig ist, trotzdem nicht gesetzt. Munter focht er mit, bei der illuster besetzten Diskussion, die die Deutsche Akademie für Fernsehen (DAfF) am Donnerstag in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen über Sinn und Unsinn des öffentlich-rechtlichen Programms initiiert hatte.

Ist das Fernsehen nicht zu wichtig, um es allein den TV-Sendern zu überlassen? Ein Auftrag, den man nicht ablehnen kann – welches Programm fordere denn die Politik und welches liefern ARD, ZDF etc. ab? Darüber will die DafF, der 2010 gegründete Zusammenschluss der Kreativen in der Fernsehbranche, aktiv mitstreiten. Dass das immer mehr nötig ist, zeigte sich am Donnerstag an der vehementen Kritik, mit der sich Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), und eben Peter Frey konfrontiert sahen.

Dem Austausch der üblichen öffentlich-rechtlichen Argumente unter der Moderation von Harald Staun („FAS“) vorne auf dem Podium – wir machen den Job, den die Beitragszahler von uns erwarten, ARD/ZDF-Digitalkanäle ermöglichen spezialisierte Angebote, wir müssen mehrheitsfähig sein und deswegen auch auf die Quote gucken, sonst geraten wir unter Legitimationsdruck – folgte eine heftige Invektive vom Schauspieler Dietrich  Mattausch. Wie es denn sein könne, dass ein „Tatort“, der früher 30 Drehtage hatte, heute in 21 Tagen abgespult werden soll? Wenn die sieben bis acht Milliarden Euro Gebührengelder jährlich für ARD und ZDF nicht ausreichen, warum werde dann nicht bei Talkshows gespart, bei TV-Rechten für die Fußball-Champions-League oder der eigenen Verwaltung? Warum bei Schauspielergagen und Produktionsbudgets? Das ZDF sei nicht der Moloch, in dem Geld verschwinde, entgegnete Frey. Ein Monat ZDF koste den einzelnen Zuschauer so viel wie ein Cappuccino. 400 Leute mussten außerdem beim Mainzer Sender gehen.

Wenig Empathie dafür im Saal, dafür lautes Klatschen für FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, der an den kulturellen Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender erinnerte. Dieser sei es nicht, im Schielen auf die Quote den aktuellen Massengeschmack zu bedienen, sondern auch mal das Niveau anzuheben. „heute“ und „Tagesschau“ orientierten sich eh schon am RTL-Anchorman Peter Kloeppel. Und: „Man darf nicht in Spartenkanäle ausweichen, um seinen Programmauftrag zu erfüllen.“

Einen Punkt in der erwartungsgemäß ergebnislosen Diskussion landete dann noch „taz“-Chefin Ines Pohl, an Wolfgang Kubicki gewandt. Immerhin sei in der öffentlich-rechtlichen „heute show“ keine Partei so häufig repräsentiert wie die FDP. Das kann Peter Freys Tochter via Laptop dann ja auch wieder im Internet zusehen. Markus Ehrenberg

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