zum Hauptinhalt

Deutschlandfunk: Wo Worte Taten werden

Die öffentlich-rechtlichen Sender geraten unter steigenden Legitimationsdruck. Der Deutschlandfunk bastelt nun an Programm und Technik.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk befindet sich in der Defensive. Wenn die Radio- und TV-Sender spätestens 2015 dem Gebührenzahler wegen steigender Kosten tiefer in die Taschen greifen wollen, werden sie sich einem deutlich höheren Legitimationsdruck ausgesetzt sehen, sagte Deutschlandfunk-Intendant Willi Steul am Dienstagabend vor Journalisten in Berlin. Anfang kommenden Jahres wird die bisherige Geräteabgabe in eine Haushaltsgebühr umgewandelt. Gezahlt werden muss dann unabhängig davon, ob ein Radio oder Fernseher in der Wohnung steht. In den ersten beiden Jahren nach der Umstellung werden die Gebühren auf dem derzeitigem Niveau bleiben. Steul will die Zeit dafür nutzen, seinen Sender mit den Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen aus der Schusslinie zu nehmen.

Um die Angriffsflächen zu verringern, sollen Programmüberschneidungen ausgeschlossen werden. Im eigenen Haus setzt Steul auf die sogenannte Reißverschlussprogrammierung, die verhindern soll, dass ähnliche Programme zeitgleich ausgestrahlt werden. Aber auch Überschneidungen mit anderen öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen will Steul vermeiden. Von März 2013 an wird das Nachtprogramm des Deutschlandfunks in eine „Wortnacht“ umgewandelt. Anstelle von klassischer und anspruchsvoller Musik, wie es sie auch bei anderen ARD-Hörfunksendern gibt, werden dann Info-Sendungen des Tages in halbstündigen Blöcken wiederholt. Für zusätzliche Aktualität wird der Takt der nächtlichen Nachrichtensendungen auf einen Halbstundenrhythmus verdoppelt.

Wie sich die Gebührenumstellung auswirkt, ist zuerst einmal unklar. „Erst Ende 2013 werden wir einen genaueren Überblick darüber haben“, sagte Steul. Mit wesentlichen Zusatzeinnahmen rechnet er nicht, eher mit einem gleichbleibenden Gebührenaufkommen. Der Etat des Deutschlandfunks beträgt rund 200 Millionen Euro im Jahr. „Von den 17,98 Euro monatlichen Rundfunkgebühren entfallen 39 Cent auf uns“, rechnete Steul vor.

Große Hoffnungen setzt der Deutschlandfunk-Intendant auf das Digitalradio. Die bessere Übertragungsqualität von DAB+ sei dabei nicht einmal der Hauptvorteil. Für den Deutschlandfunk als nationalen Hörfunksender ist das mögliche Einsparpotenzial ebenso wichtig. Um möglichst flächendeckend empfangbar zu sein, gibt der Deutschlandfunk derzeit 38 Millionen Euro jährlich dafür aus, über insgesamt 320 UKW-Frequenzen ausgestrahlt zu werden. Die digitale Ausstrahlung würde erheblich weniger kosten. Zudem könnten mit der digitalen Radiotechnik Zusatzdienste rund um Wetter und Verkehr präzise ausgerichtet werden. Dem steht jedoch die geringe Verbreitung von DAB+-Empfängern gegenüber. Sender, Gerätehersteller, Autoindustrie und Handel wollen nun die Werbetrommel für die neue Technik rühren. Das ist auch nötig: Von den technisch weniger interessierten Deutschen können weniger als 40 Prozent etwas mit DAB+ anfangen. Kurt Sagatz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false