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Medien: Die Botschafter Deutschlands

DW-TV richtet sich an Multiplikatoren und Deutsch Lernende im Ausland

„Das TV-Programm auf Melmac ist besser!“ Doch da bisher kein Mensch auf dem fernen Planeten war, von dem einst das braune Wollwesen Alf aus der US-Sitcom zu uns ins Fernsehen kam, bleibt dieser Spruch auf der Kaffeetasse von Christoph Lanz erst mal nur eine Behauptung. Lanz, Fernsehdirektor der Deutschen Welle, nippt an diesem herbstlichen Morgen an seinem Kaffee.

Der heute 47-Jährige ist von Anfang an dabei. 1990 arbeitete er zunächst bei RIAS TV, wo er kurz darauf Chefredakteur wurde. Als man den Sender 1992 auflöste, übernahm die Deutsche Welle die Studios und Einrichtungen – und startete am 1. April 1992 mit DW-TV. Mit Christoph Lanz als Chefredakteur. Seitdem wird aus dem roten Backsteinhaus deutsches Fernsehen für die Welt gemacht. Die Deutsche Welle ist der öffentlich-rechtliche Auslandsrundfunk Deutschlands. Abgesehen vom TV-Kanal gibt es ein Radioprogramm und Internet-Portal in jeweils 30 Sprachen. Das Fernsehprogramm wird auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Arabisch ausgestrahlt. Über zehn Millionen Zuschauer sollen den Kanal weltweit täglich sehen.

Die meisten Deutschen nehmen DW-TV wohl nur wahr, wenn sie im Urlaub durch das TV-Programm zappen. Doch sie sind – genau wie die Deutschen, die im Ausland leben – nicht die Hauptzielgruppe des Senders. „Uns geht es vielmehr darum, Entscheidungsträger und Multiplikatoren anzusprechen“, sagt Lanz. „Außerdem richtet sich das Programm an Deutsch Lernende im Ausland.“ Marokkanern, Indern, Italienern, Argentiniern sollen genau wie US-Amerikanern die deutsche Kultur, Wirtschaft und Politik näher gebracht werden.

Erreichen will DW-TV das zum Beispiel durch die tägliche Nachrichtensendung „Journal“, das Wirtschaftsmagazin „Made in Germany“, das Fußballmagazin „Kick off“ oder „euromaxx“, die Sendung für Leben und Kultur in Europa. Letztere wird sogar von Taiwan aus auf Chinesisch ausgestrahlt, da hier – wie in vielen asiatischen Ländern – ein besonders großes Interesse an europäischer Kultur besteht.

Neben eigenproduzierten Sendungen, werden seit 2006 auch verstärkt Dokumentationen und Beiträge von ARD und ZDF übernommen. An Ideen für weitere eigene Formate mangelt es nicht, doch das Budget der aus Steuermitteln des Bundes finanzierten Deutschen Welle, ist begrenzt. „Aus der Mitte Europas“, lautet der Slogan des TV-Senders. Wie wichtig ist Berlin als Standort? „Da wir viel über Politik berichten, ist es natürlich bedeutend, dort zu sein, wo Politik gemacht wird.“ Auch kulturell passiere in der Hauptstadt viel, trotzdem sollte der Blick nicht nur auf Berlin gerichtet sein. Schließlich wolle DW-TV ein Bild des gesamten Landes vermitteln. Man sieht sich als Botschafter Deutschlands, mit dessen Programm über die schönen Dinge berichtet werde, aber auch über Missstände wie rechtsradikale Übergriffe. Neben deutschen Journalisten arbeiten in der Voltastraße zur Hälfte internationale Kollegen. „International sein ist wichtig, doch wir wollen auch den deutschen Blick behalten“, sagt Lanz. „Wir haben ein anderes Bewusstsein für das geschichtliche Erbe.“ Wie eingebrannt sind ihm die Erzählungen seines Vaters, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg diente und diesen verwundet überlebte. Das prägt. „Ein Dialog der Kulturen ist besonders in einer globalisierten Welt und nach dem 11. September 2001 wichtig“, sagt Lanz. „Dazu will die Deutsche Welle mit ihrem Programm einen Beitrag leisten.“ Alva Gehrmann

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