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Mit ähnlichem Humor. Seit 2008 erklären Oliver Kahn (links) und Oliver Welke dem Zuschauer im ZDF, warum ein Fußballspiel gut oder schlecht ist.

© dpa

Die Fußball-EM bei ARD und ZDF: Savoir Fußball: Was bringen die Öffentlich-Rechtlichen zur EM?

Bei der Fußball-EM teilen sich ARD & ZDF ein Studio. Und das Experten-Moderatoren-Duo Oliver Kahn und Oliver Welke wagt etwas Neues.

Böhmermann hin, Erdogan her – Satire-Fernsehen ist zurzeit in aller Munde, die „heute-show“ immer auch vorne mit dabei. Einen Zuschauer hat Moderator Oliver Welke dabei auf jeden Fall: Oliver Kahn. Der Ex-Nationalspieler ist großer Fan der Show, der Humor der beiden Ollis sei ähnlich gelagert, sagte der Ex-Nationalspieler am Montag in Berlin am Rande der großen Präsentation von ARD und ZDF zur Fußball-EM 2016 in Frankreich. Bei diesem Turnier wird die kollegiale Beziehung der beiden Ollis auf die Probe gestellt. Das Tête-à-tête von Moderator und Experte rund ums Fußballspiel, hier ein Witz, dort eine Spielerschelte, einem Millionenpublikum seit 2008 bekannt, zuletzt über fünf Wochen von den Dachterrassen bei der WM 2014 in Rio, wird bei der EM erweitert auf eine Gesprächsrunde.

Öfter mal was Neues, hat sich das ZDF gesagt. Ob’s funktioniert? Da habe er keine Sorge, so eitel sei er nicht, andere bei der Spielanalyse mitreden zu lassen, sagt Kahn. Wenn das die einzige Sorge von Olli Kahn und der Fernsehsender vor dieser Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis 10. Juli ist, die nicht nur von den teilnehmenden 24 Teams her etwas Besonderes darstellt. 51 Spiele in 30 Tagen. Die Anschläge von Paris und Brüssel haben die Sinne geschärft, so waren Statements der Fernsehprofis zu Sicherheitsmaßnahmen und persönlichen Gefühlslagen bei der Präsentation am Montag fast wichtiger als Sendeformate, gemeinsame Studios, neue Apps und die Frage, das wievielte Turnier das für Kommentator Béla Réthy ist (das zwölfte).

Angst oder Unbehagen vor dem Turnier? Nein, sagt Oliver Kahn. Beim Länderspiel der deutschen Mannschaft im November in Paris, als ums Stadion und in der Stadt die Terror-Bomben explodierten, waren ARD-Experte Mehmet Scholl und Moderator Matthias Opdenhövel mittendrin. Einmal Krisenreporter reiche ihm, sagte Opdenhövel. Man traue sich das jetzt schon zu, durch Frankreich zu reisen.

Opdenhövel und Scholl präsentieren an ARD-Tagen ab 21 Uhr das „Match of the Day“ direkt aus dem Stadion. Wenn das ZDF dran ist, moderieren Welke, Kahn und Co. aus dem IBC-Studio, dem internationalen Sendezentrum im Pariser Süden. ARD-Kollege Alexander Bommes, der zusammen mit Arnd Ziegler die mehrstündige ARD-Strecke rund um die EM-Spiele moderiert, brachte es auf den Punkt: Der Kopf sage ihm schon, dass man den Sicherheitsmaßnahmen der französischen Behörden vertrauen könne und solle, bei den Gefühlen müsse er sich schon manchmal noch befragen. ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte, man rede über alternative Übertragungsszenarien bei etwaigen Spielabsagen.

„Wir liefern Zwei für eins“

Ansonsten business as usual, Turnierberichterstattung lässt sich nicht gänzlich neu erfinden. Gerhard Delling für die ARD und Katrin Müller-Hohenstein (ZDF) nahe dran am Quartier der deutschen Nationalmannschaft, spätabends Reinhold Beckmann mit Nachberichten aus der Sporthochschule Malente, Rundumversorgung über Info-Hörfunk-Kanäle der ARD, Interaktives auf Senderapps.

Eine gute Nachricht für Gebührenzahler: Beide Sender, ARD und ZDF, werden sich bei dieser EM ein Fernsehstudio, das „International Broadcast Center“ in Paris, sowie die technische Ausstattung teilen. Wechselnde LED-Wände sollen für das jeweilige Senderflair sorgen. Das ZDF will da, glaubt man den EM-Trailern, mit mehr savoir-vivre punkten. 45 der 51 Spiele werden von den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen, die parallelen Partien am letzten Gruppenspieltag laufen bei Sat1. „Das ZDF arbeitet mit der ARD bei der Fußball-EM so intensiv wie nie zuvor zusammen“, sagte Peter Frey. „Wir liefern Zwei für eins“, ergänzte Teamchef Jörg Schönenborn.

Und damit zurück zu Oliver Kahn. Das Fernsehen schätzt ja bekanntlich seine Experten. Bei allem Humor, manchmal fragt man sich, ob da nach sieben Jahren Live-Fußball-Analyse an der Seite von Oliver Welke nicht doch eine gewisse Routine einkehrt. Zum Thema Fußball ist ja eigentlich alles gesagt, das ist selbst von Moderatoren und Experten öfters zu hören. Da immer etwas Kluges, etwas Intelligentes zu finden, und das sei ja auch der Anspruch, das ist schwierig. Von daher freut sich Kahn auf die Sache mit den wechselnden ZDF-Gesprächsrunden, dem neuen Format, zusammen mit Holger Stanislawski. Mehr Inhalte, mehr Diskussionsgrundlagen, mehr Quellen. Eines könne Oliver Kahn aber nicht mehr hören: das mit der angeblichen Konkurrenz zum ARD-Experten Mehmet Scholl. Großer Quatsch sei das. Die beiden Ex-Bayern-Kollegen reden oft miteinander. Und die „heute-show“ mit Welke mag Mehmet Scholl sicher auch.

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