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Medien: Die Ideenflüsterer

Deutschland denkt positiv, wie ein Medienservice zeigt

Fußball ist für Surachai Chaidee das Größte. Doch beim Tsunami im Dezember 2004 verlor der thailändische Fischerjunge einen Unterschenkel. Heute kann er wieder mitkicken. Eine deutsche Erfolgsgeschichte. Denn eine Firma aus Niedersachsen, der Weltmarktführer für High-Tech-Prothesen, hat dem Jungen eine Prothese kostenlos gebaut.

Die FC Deutschland GmbH, die die Image-Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“ verantwortet, will, dass diese Geschichte aus Deutschland weltweit in Zeitungen steht und gelesen wird. Themen jenseits des Fußballplatzes bieten sie Journalisten im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft an. Deutsche Erfolgsgeschichten sollen das sein, nicht die gängige graue Mischung aus Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsschwäche und Zukunftsangst. Dass Deutschland, auf jeden Fall für das Ausland, ein Land voller Ideen und kreativer Menschen ist – das sollen die Journalisten entdecken. Dafür nimmt der FC Deutschland sie an die Hand. Mit einem Medienservice, wie es ihn noch nie zu einer Fußball-Weltmeisterschaft gab.

Mehr als 1000 Geschichten und 600 Fotos will der „Land der Ideen“-Medienservice registrierten Journalisten bis zur WM auf ihrem Internet-Portal in verschiedenen Sprachen kostenlos anbieten. 1200 Nutzer aus 90 Ländern haben sich bisher angemeldet. Die meisten Texte sind von der Deutschen Presseagentur (dpa) recherchiert und aufgeschrieben. Auch das Auswärtige Amt und die Goethe-Institute steuern Material bei. Woher ein Text kommt, ist klar erkennbar. Justus Demmer von der dpa sieht die Unabhängigkeit der Nachrichtenagentur nicht in Frage gestellt. Man verstehe sich als Dienstleister, nicht als Teil des Portals. Aber positive Aspekte würden betont und es gebe generelle Absprachen, welche Texte ins Konzept passen würden. Ist ja auch schließlich Öffentlichkeitsarbeit für Deutschland. „Nation Branding“ oder „Public Diplomacy“ nennen Experten diese Art der Kommunikation. Also wirbt der FC Deutschland für ein positives Bild im In- und Ausland mit Geschichten wie der, dass Hamburg das modernste Container-Terminal der Welt hat und Gelsenkirchen mit einem Großprojekt für Solarenergie die „Stadt der 1000 Sonnen“ wird. Ein neues Wirtschaftswunder in Deutschland – wäre doch zu schön. In Zeiten, in denen der deutsche Markt für Tageszeitungen jedes Jahr laut Demmer um 350 000 Stück verkaufte Auflage schrumpft, ist auch die dpa dankbar für neue Aufträge.

Hinter der Image- Kampagne stehen das Bundesinnenministerium und 24 Partner aus der deutschen Wirtschaft, etwa Bayer, Adidas und die Lufthansa. Das Medienportal und Journalistenreisen werden zusammen 1,5 Millionen Euro kosten. Für Werbestrategen scheint es eben preiswerter zu sein, Journalisten für sich zu gewinnen als Plakatkampagnen zu starten – und effektiver. Denn Journalisten gelten als glaubwürdig und sie sollen als Multiplikatoren verbreiten, was die Ideen-Einflüsterer ihnen als Deutschlandbild präsentieren. Und so wird aus dem Land der Zauderer und Zweifler im „Land der Ideen“ ein Volk der zupackenden, kreativen Menschen, so wie der schwäbische Ingenieur, der mit unkonventionellen Ideen weltweit Berge versetzt. Müllberge.

Dorothee Schmidt

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