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Medien: Die Seele der Schläger

NDR-Reportage über einen Therapeuten, der Gewalttäter betreut

Über die Leute in Vorpommern glauben wir viel zu wissen, wissen aber wenig. Klar: Es gibt dort dumpfe Dickschädel, vom Bier und vom Leben gezeichnete Schläger – aber auch Leute, die das nicht hinnehmen und sogar ein wenig helfen wollen. Der Berliner Journalist Klaus Schwagrzinna hat einen von ihnen begleitet, einen Psychologen, der prügelnde Männer betreut, irgendwo im weiten Land zwischen Greifswald und Wolgast, zwischen Plattenbauwohnung und Knast („Der Männerheiler“, 21 Uhr 45, N 3). Es sind Gelegenheitsschläger aus Gewohnheit, vor allem aber Männer, die ihre Frauen verprügeln und damit ihre Ehen und Beziehungen zerstören.

Schwagrzinnas Reportage ist nur vordergründig ein Bericht über den engagierten Psychologen Hartmut Wörfel; vor allem wirft er aber einen tiefen Blick in die Seele der Männer droben im Nordosten. Einer hat es bis zum Raubüberfall gebracht und ist im Gefängnis von der besseren Einsicht übermannt worden, ein anderer hat seine schwangere Freundin verprügelt und richtet sich nun mit Hilfe des Seelenberaters erst einmal auf den Knast ein. Ein Dritter ist offenbar ohne Justiz zur Besinnung gekommen: anrührend, wie er Händchen haltend zusammen mit seinem Sohn vor der Kamera sitzt und Auskunft gibt. Ja, er habe seine Frau geschlagen und könne heute verstehen, dass sie geflüchtet sei. Und der Sohn freut sich, dass sein Vater endlich das Sorgerecht hat: Denn der neue Kerl von seiner Mutter sei wirklich ein Schläger.

So dreht sich die Gewaltspirale im Kreis herum, aber einige finden den Weg heraus, und der Psychologe hat ihnen dabei geholfen. Bernd Matthies

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