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Die Tour im TV: Querfeldein über die Berge

Sat 1 wollte Herbert Watterott als Kommentator für die Tour de France. Der Rad-Romantiker hat abgesagt.

"Es wird auf jeden Fall eine Schlacht in den Pyrenäen geben". So sprach nicht der uns bislang unbekannte N24-Sportchef Timon Saatmann, für den neuen ("Wir machen es auf die billige Tour")-Sender Sat 1, auch nicht der co-kommentierende frühere Mountainbiker Mike Kluge, sondern Herbert Watterott, der Tour-Romantiker schlechthin. 41 mal ist er für den WDR quer durch Frankreich mitgeradelt, ein Monument jener goldenen Zeiten, in denen ein Reporter noch aus vollem Herzen Fan sein durfte. Er schwärmte von inkorrekten französischen Speisen, wilden Ausreißern, dem Tempo der "poursuivants", vor allem aber - von den Bergen. Tourmalet, Mont Ventoux und Galibier; Col d'Aubisque, Col d'Izoard, Col de la Madeleine und L'Alpe d'Huez - das klang bei Watterott, Mitglied von "Staubwolke Refrath", nach ewiger Herausforderung menschlicher Willenskraft. Im Gebirge wurde die Tour zur Poesie.

Die Sat-1-Chefs haben mit Watterott telefoniert. Sie wollten ihn als Kommentator. Er hat abgesagt. Hätte ihm der WDR die Betriebsrente kürzen können? Nein, aber er hat einen Vertrag: mit Gerolsteiner. Auf www.gerolsteiner-tour-2007.de verliest der rüstige Rentner routiniert seinen täglichen Tourbericht - ganz ohne Doping. Daher stammt auch der erste Satz. Aber die Vergangenheit kehrt nicht zurück. Ganz unromantisch redet auf Sat 1 Mike Kluge querfeldein. O-Ton: "Das geht vom Kopf her besser über Füße und Beine." Er wirbt um Sponsoren für Frauenteams und sagt, es gebe "Erwartungsdrücke, dass man darunter zerbrechen kann". Er verheddert sich, er quäkt und schafft es, in einen Satz gleich dreimal "ich sach mal" einzufügen. Wenigstens hätte ihm vorher einer sagen können, dass die Berge der Ehrenkategorie ("Hors Catégorie") keine englischen Pferde sind. Bernd Gäbler

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