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Medien: Die zehn Gebote des Films

3sat zeigt Retrospektive mit sechs „Dogma“-Werken

1995 war es, als der dänische Regisseur Lars von Trier zusammen mit drei Kollegen das „Dogma 95“-Manifest ausrief. Die sich „Brüder“ nennenden Regisseure legten in zehn Geboten ihr „Gelöbnis der Keuschheit“ ab. Eine filmische Keuschheit, die dem populären Massenkino, speziell aus den USA, die Stirn bieten will. Authentizität soll auf die Leinwand, Authentizität durch filmische Askese.

Das „Gelöbnis“ fordert vom Regisseur und seinem Team Ungewöhnliches: nur an Originalschauplätzen, ohne Requisite, ohne Aussattung drehen; kein Kunstlicht verwenden, wie dunkel es am Set auch immer sein mag; nur mit der Handkamera drehen; nur Originalton verwenden, egal wie sehr es rauscht; den Film nur im Hier und Heute ansiedeln.

3sat zeigt anlässlich des Zehn-Jahres-Jubiläums in der siebenteiligen Reihe „Dogma – Kino pur“ einige der inzwischen über 35 entstandenen Arbeiten, nämlich sechs Kinofilme und die halbstündige Dokumentation „Die zehn Gebote des Lars von Trier“. Sie erläutert in Interviews und Filmausschnitten, was ein „Dogma"-Film überhaupt ist und wie es 2005 um „Dogma 95“ bestellt ist. DasWort ergreifen die Regisseure Lars von Trier („Breaking the Waves“, „Dancer in the Dark“), Thomas Vinterberg (dessen neuer Film „Dear Wendy“ am 6. Oktober in die Kinos kommt), Søren Kragh-Jacobsen und Lone Scherfig. „Dogma“ in Deutschland erklären die Regisseure Andreas Dresen („Halbe Treppe“) und Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“).

Die sechs Kinofilme stammen vor allem aus dem Geburtsland der Bewegung, aus Dänemark. Den Auftakt macht heute die Erstaufführung des Regiedebüts von Vincent Lannoo, „Strass – Spiel ohne Grenzen", eine 2001 entstandene belgische Produktion: Ein Dokumentarfilm soll entstehen über den an der Brüsseler Schauspielschule „Strass“ lehrenden Pierre Radowsky (Pierre Lekeux). Das emsige Kamerateam lässt ihn nicht mehr aus den Augen, filmt auch dann noch, als der cholerische Schauspiellehrer mit seiner fragwürdigen Methode der „offenen Lehre“ gerade den Schauspielschülerinnen allzu nahe kommt, sie tyrannisiert, sie demütigt. Am Ende nervt beides: die prätentiöse Cholerik des Monsieur Pierre und die vorgegebene Distanzlosigkeit des Dokuteams. Dass die Reihe just mit dem wohl durchschnittlichsten dieser Filme aufmacht, mag bedauerlich, aber dem Faktum der Erstaufführung geschuldet sein.

Die anschließenden Beiträge sind die bekannteren, die das „Dogma“-Bild gemeinhin bestimmen: „Das Fest“ (1997) von Thomas Vinterberg, „Mifune“ (1999) von Sören Kragh-Jacobsen, Jean-Marc Barrs „Too Much Flesh“ (2000), „Kira“ (2001) von Christian Madsen Ole und zum Schluss Susanne Bier mit „Open Hearts“ (2002).

„Kennwort Kino: Die zehn Gebote des Lars von Trier“, 3sat, 22 Uhr 25;

„Strass – Spiel ohne Grenzen“, 23 Uhr

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