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Abwrackprämie online: Jetzt auch noch eine Datenschutzpanne

Zum Computerchaos beim Online-Antrag für die Abwrackprämie kommt nun offenbar auch noch eine schwer wiegende Datenschutzpanne.

Experten der renommierten Computerzeitschrift „c’t“ fanden heraus, dass in vielen Fällen die Bestätigungs-Mails mit den PDF-Dokumenten an andere Antragstellern verschickt wurden. „Dass es neben der Datenpanne vom Montag nun auch ein Datenschutz-Leck gegeben hat, ist evident“, sagte der für den Automobil-Bereich zuständige „c’t“-Mitarbeiter Sven-Olaf Suhl dem Tagesspiegel. Die Anträge auf die Abwrackprämie beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn können seit Montag nur noch online über die Adresse www.ump.bafa.de beantragt werden.

Bei den Hannoveraner IT-Spezialisten sind seit Montag zahlreiche Meldungen über falsch versendete PDF-Bestätigungen eingegangen. Die Anschreiben selbst wurden zwar an die richtige Adresse verschickt. Sie enthielten jedoch Bestätigungs-Dokumente mit personen- und fahrzeugbezogenen Daten, die für ganz andere Antragsteller vorgesehen waren. Zu den Dokumenten gehören Angaben zu Wohnadresse, Fahrzeugtyp des Neuwagens und dessen Schadstoffklasse. Die Auswertung von gut einem Dutzend Mails habe ergeben, dass es sich um identische oder nahe beieinander liegende Bearbeitungsnummern gehandelt hat. „Die Vermutung, dass dies nicht allein auf die Überlastung zurückzuführen ist, sondern dass es ein zusätzliches Datenbankproblem gegeben hat, liegt nahe“, sagte Suhl.

Noch immer ist zudem ungeklärt, was genau die Überlastung des Antragssystems am Montag ausgelöst hat. Dass es, wie vom Bundesamt eingeräumt, an der nicht ausreichend dimensionierten Internetanbindung gelegen habe, ist nach Meinung der Experten fraglich, da sich dies nicht mit den sonstigen Leistungen des Providers deckt. Bei dem Unternehmen handelt es sich nach den Erkenntnissen der „c’t“-Redaktion um einen IT-Dienstleister aus Frankfurt am Main. „Offenbar hat die Manpower des Unternehmens mit seinen 60 Mitarbeitern nicht ausgereicht, auf den Ansturm der Prämienanträge zu reagieren“, sagte Sven-Olaf Suhl.

Der Grund für die schlechte Erreichbarkeit der Bafa-Webseite könnte aber auch an ganz anderer Stelle liegen. Allein der zeitgleiche Zugriff von 20.000 Autohäusern in Deutschland hätte fälschlicherweise als Hacker-Angriff gewertet werden könne. Zum Schutz vor echten Angriffen seien viele Netzknoten so programmiert, dass sie die Verbindung dann gezielt drosseln. Allerdings lassen sich solche Schutzvorkehrungen abschalten, wenn – wie bei der Abwrackprämienseiten – mit einem größeren Ansturm gerechnet wird. „Hier wurde offenkundig mit ganz heißer Nadel gestrickt“, urteilt der „c’t“-Experte.

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