zum Hauptinhalt
Szene aus "Chaos auf Deponia".

© Daedalic Entertainment

Auf der sicheren Seite: Alles außer Peng

Der Deutsche Computerspielpreis setzt auf familientaugliche Games. Diese Titel wurden ausgezeichnet.

Durch das Foyer des Kino International wabern am Mittwochabend Bässe. Die Stimmung ist ausgelassen. Von draußen weht es leger gekleidete Aftershow-Besucher und Abendluft herein. Vom oberen Stockwerk tröpfeln Gala-Gäste, herausgeputzte Kreative und Manager die Treppen hinab. Die Verleihung des Deutschen Computerspielpreises ist eben zu Ende gegangen und hier im Foyer, wo jeder vorbeimuss, sind die Gewinnerspiele samt Hardware aufgebaut. Menschen verschiedenen Alters, mit und ohne Game-Erfahrung, hacken auf Gamepads, Displays und Mäusen herum.

Zuvor wurde im großen Kinosaal im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum fünften Mal der Deutsche Computerspielpreis in sieben Kategorien vergeben. Der diesjährige Hauptpreis für das beste deutsche Spiel ging an „Chaos of Deponia“ (Daedalic, Hamburg), die Fortsetzung des viel gelobten familientauglichen Point-and-click-Adventures „Deponia“. Auch wenn diese Auszeichung verdient ist, so schwingt doch bei manchen Entwicklern und Vertriebsleuten Enttäuschung mit. Denn viele hatten den in Berlin produzierten Antikriegs-Third-Person-Shooter „Spec Ops: The Line“ (Yager, Berlin) als Favoriten auf der Liste. Es scheint, als ob eine erneute Debatte um Gewalt in Videospielen, wie sie im letzten Jahr nach der Verleihung des Hauptpreises für den Ego Shooter „Crysis 2“ (Crytec, Frankfurt a. M.) eingesetzt hatte, diesmal unbedingt vermieden werden sollte. Deutlich betonte Bernd Neumann, der Preis müsse „Interessensgegensätze aushalten, die zwischen Branche, Bevölkerung und Politik bestehen“. Gefördert würden „Spiele, denen wir aus medien-, kultur- und bildungspolitischer Sicht eine weitere Verbreitung wünschen, als der Markt allein sie bewirken kann“.

Neben dem Hauptpreis für „Chaos of Deponia“ ging der Preis für das beste Jugendspiel an das Jump-and-run-Spiel „Tiny & Big: Grandpa’s Leftovers“ (Black Pants Studio, Kassel). Die Verbindung des „eigenwilligen Charmes der Comic-Artworks mit der Professionalität eines etablierten Entwicklerstudios“ hatte die Jury überzeugt. Mit dem Preis für das beste Kinderspiel wurde „Meine 1. App – Band 1 Fahrzeuge“ (appp Media, München) ausgezeichnet, die liebevoll gezeichnete Puzzle und Zuordnungsbilder für jüngere Kinder beinhaltet und dem Kinderbuch damit eine neue interaktive und dabei intuitive Dimension verleiht.

In der Kategorie Bestes Mobiles Spiel bekam das aufwendig animierte ScrabbleAdventure „Word Wonders – The Tower of Babel“ (Chimera Entertainment, München) den Preis. Zum besten Browserspiel kürte die Fachjury das Strategiespiel „Forge of Empires“ (InnoGames, Hamburg). Bestes Serious Game wurde das Spiel „Menschen auf der Flucht“ (Serious Games Solutions, Potsdam), bei dem die Spieler durch eine Bürgerkriegsregion fahren und dabei Flucht und Vertreibung aus nächster Nähe erleben. Den Preis für das beste Nachwuchskonzept erhielt das Konzept „GroundPlay“ von Studenten der HAW Hamburg.

Im Foyer des Internationals waren „Chaos of Deponia“ und „Tiny & Big: Grandpa’s Leftovers“ an diesem Abend die Publikumsfavoriten. Dass „Chaos of Deponia“ trotz des leicht faden Beigeschmacks beim „Preiskalkül“ in diesem Jahrgang ein unbedingt preiswürdiges Spiel ist, daran besteht kein Zweifel. Eine „einzigartige Spielwelt, die Douglas Adams, Terry Pratchett oder Matt Groening nicht wahnwitziger hätten erfinden können“, lobte die Jury das Spiel der Hamburger Entwickler zu Recht. Humor und Hintersinn, die dieses Spiel für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene vergnüglich machen, stecken dabei auf allen Ebenen. Da ist zunächst das handgezeichnete Setting mit diesen wahnsinnig vielen Details, Gags und Storys, die nebenbei passieren. Dann natürlich der Plot und die Charaktere, die ständig neue Twists und Finten vollführen.

In diesem Teil der Trilogie muss Rufus das Herz einer Frau gewinnen, deren Persönlichkeit auf drei Datasetten gespeichert ist, um seinem zur Sprengung vorgesehenen Heimatplaneten zu entkommen. Die sozial- und zivilisationskritischen Fragen, die in diesem Spiel stecken, wurden dabei unaufdringlich, aber sichtbar eingewoben. Michael Krause

Michael Krause

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false