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Apple macht einen großen Teil seiner Gewinne mit dem iPad. Kommt jetzt auch eine kleinere Version des Erfolgsmodells heraus?

© AFP

Update

Computer: Mischt Apple den Markt der Mini-Tablets auf?

Steve Jobs hatte Mini-Tablets als Totgeburten verspottet. Amazon und Google haben den Gegenbeweis erbracht. Nun muss Apple im selbst geschaffenen Tablet-Markt erstmals einem Trend hinterher jagen. Für den Dienstagabend wird jedenfalls fest mit der Präsentation des iPad mini gerechnet.

Zu groß für ein Smartphone, zu klein für ein echtes Tablet-Erlebnis – Steve Jobs hat nichts davon gehalten, neben dem erfolgreichen iPad eine kleinere Variante mit reduzierter Bildschirmgröße folgen zu lassen. Nun jedoch hat offensichtlich auch die Apple-Führung eingesehen, dass die 7-Zoll-Geräte alles andere als „Totgeburten“ sind, wie Jobs diese Geräteklasse verächtlich tituliert hatte. An diesem Donnerstag bringt Amazon das Kindle Fire HD auch nach Deutschland und das Google Nexus 7 wird in Kürze in einer verbesserten Version auf den Markt kommen. Für Apple ergibt sich daraus die ungewohnte Situation, in dem selbst geschaffenen Markt der Tablet-Computer nicht mehr die Trends vorzugeben. Wenn die Kalifornier an diesem Dienstagabend wie erwartet in San Jose den iPad mini vorstellen, zieht das Unternehmen unter Leitung von Tim Cook nun die Konsequenz aus der veränderten Marktsituation.
Anders als vor der Präsentation des iPhone 5 im Oktober hat es zum iPad mini weniger detaillierte Gerüchte gegeben. Vor allem in der wichtigsten Frage blieb es bis zuletzt spannend: Zu welchem Preis wird Apple den kleinen Bruder des erfolgreichen iPads – der Marktanteil liegt nach wie vor bei weit über 60 Prozent – verkaufen? Und wird das Unternehmen, das in der Vergangenheit die Messlatte mit Entwicklungen wie dem Retina-Display immer höher gelegt hatte, Abstriche bei den Funktionen machen, um einen möglichst niedrigen Preis zu rechtfertigen? Google verkauft sein Nexus 7 in der bei den Nutzern beliebteren Variante für 249 Euro, das Kindle Fire HD kommt am Donnerstag mit gleich großem Speichervolumen für 199 Euro in den Handel. Die großen Margen, die bislang den Apple-Gewinn und Höhenflug der Aktie tragen, sind damit nicht zu realisieren. Entsprechend unterschiedlich fielen die Markterwartungen aus. Ein Teil der Auguren sah den Preis für das iPad mini bei 250 Euro, die Apple-Analysten von 9to5mac rechneten hingegen mit einem höheren Preis von mindestens 329 Dollar.
Der Kampf der 7-Zoll-Tablets (rund 18 Zentimeter) geht dabei weit über die Verteilung von Marktanteilen einer Geräteklasse hinaus. Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte bei der Vorstellung des Kindle Fire HD darauf hingewiesen, dass die Käufer mehr an Diensten als an Gadgets interessiert seien. Das neue Kindle-Tablet dient so auch in erster Linie als Abspielgerät für Inhalte wie Bücher, Filme, Musik und Spiele, die der Käufer bei Amazon erwirbt. Entsprechend verfügt das Amazon-Tablet über ein hochauflösendes Touch-Display und anders als das iPad über ein Stereo-Lautsprechersystem. Facebook ist zudem fest in das Gerät integriert, auch eigene Fotos lassen sich auf dem Kindle Fire betrachten.

Der Erfolg des eigenen Tablet-Systems entscheidet somit darüber, wie sich die Online-Shops von Apple, Amazon, aber eben auch von Google entwickeln. Der Suchmaschinenkonzern hat seinen App-Store erst vor kurzem in Google Play umgetauft und das Angebot um Bücher, Filme und Geräte erweitert. Zudem wird erwartete, dass Google in Kürze ein Nexus-Tablet mit 10-Zoll-Display vorstellen will, das somit in direkte Konkurrenz zum iPad tritt. Hinzu kommen die Tablets, die von Freitag an mit Windows 8 verkauft werden. Die Marktforscher von Gartner erwarten, dass Apples Marktanteil bei Tablet-Computern im nächsten Jahr auf 44 Prozent sinken könnte. Kampflos, so viel war bereits vor der Präsentation in San Jose klar, wird Apple dies jedoch nicht zulassen. Kurt Sagatz

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