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Auf Nummer sicher: Das Smartphone-System Cyanogen enthält die Funktion „Pin Scramble“. Gibt der Nutzer auf dem Aquaris X5 seinen Sicherheitscode ein, wird auf dem Display eine Zufallszahl angezeigt. So kann niemand die Sperre durch Beobachten knacken.

© Promo

Cyanogen-Smartphone BQ Aquaris: Es muss nicht immer Android sein

Das neue BQ Aquaris ist das erste europäische Smartphone mit Cyanogen-System. Es nimmt den Datenschutz besonders ernst.

Drei Systeme dominieren den Smartphone-Markt: Android, iOS und Windows, doch daneben gibt es durchaus interessante Alternativen. Am Mittwoch wurde in Berlin das Smartphone Aquaris X5 Cyanogen des spanischen Herstellers BQ vorgestellt. Es ist das erste europäische Smartphone, auf dem das auf Android basierende CyanogenOS vorinstalliert ist. Das Betriebssystem hat seine Ursprünge ähnlich wie bei Linux in der Entwickler-Community des Internets. Smartphones mit Cyanogen als Betriebssystem lassen sich zum einen besser personalisieren. Zum anderen wird auf den Datenschutz größerer Wert gelegt. So kann der Nutzer für jede App die Rechte selbst festlegen. Auch bei der Sicherheit kann Cyanogen punkten. Die Stagefright-Sicherheitslücke, durch die fast eine Milliarde Android-Smartphones von Angreifern hätten übernommen werden können, wurde Mitte 2015 zuerst für Cyanogen geschlossen.

Das Aquaris X5 Cyanogen ist ein Smartphone der Mittelklasse mit einigen interessanten Highlights, die es aus der Masse der Angebote heraushebt. Das auf einem Aluminium-Chassis aufgebaute 5-Zoll-Smartphone ist trotz großem Akku nur 7,5 Millimeter dick und wiegt unter 150 Gramm. Es ist Dual-Sim-fähig, sodass man damit sowohl unter seiner privaten als auch der dienstlichen Nummern erreichbar ist. Das Display hat eine Full-HD-Auflösung, der Klang ist für diese Preisklasse hervorragend. Ein echtes Plus sind die beiden Kameras. Die rückseitige nimmt Fotos mit 13 Megapixeln auf, die vordere mit fünf Megapixeln, beide verfügen über LED-Blitz und speichern Filme als Full-HD-Video ab. Bei den Funkschnittstellen wird LTE und Bluetooth 4.0 unterstützt. Bei W-Lan wäre die Unterstützung des neuen ac-Standards nett gewesen. Das Gesamtbild des mit Qualcomm-Prozessoren bestückten Smartphones ist jedoch stimmig.

Den großen Unterschied macht die Software aus. Die installierte Cyanogen-Version 12.1 basiert auf Android Lollipop. Bis zum Sommer soll auch ein Update auf Cyanogen 13 angeboten werden, das auf dem aktuellen Android Marshmallow basiert. Doch auch das auf dem Aquaris X5 installierte System hat gegenüber dem ursprünglichen Android einige Vorzüge. Die Funktion „Pin Scramble“ verhindert beispielsweise, dass durch Beobachten das Passwort kompromittiert wird. Beim Eintippen wird dazu auf dem Bildschirm eine zufällig generierte Zahl angezeigt. Mit dem „Privacy Guard“ werden die Rechte der Apps festgelegt. Dem Browser kann unter anderem untersagt werden, den Standort zu verwenden, Kontakte zu lesen oder Audio aufzunehmen. Cyanogen unterscheidet zudem zwischen allgemeinen Ordnern und verschlüsselten Speicherplätzen. Ebenfalls sehr sinnvoll: die Funktion „True Caller“. Mit ihr werden Spam-Anrufe verhindert. Allerdings enthält die Datenbank nur wenig Nummern aus Europa.

Cyanogen: Personalisierung und Sicherheit

Das zweite wichtige Thema neben Sicherheit ist die Personalisierung. Um das Erscheinungsbild zu verändern, kann aus einer Vielzahl von „Themes“ ausgewählt werden. „AudioFX“ ist ein Equalizer, mit dem der Klang für alle installierten Apps zentral angepasst werden kann. Mit Cyanogen wird zudem die App „Boxer“ angeboten, die eine Alternative zu Googles E-Mail- und Kalender-App darstellt.

Die Vorteile von Cyanogen können nicht nur mit dem Aquaris, sondern mit vielen anderen Android-Phones genutzt werden. Die Motivation der Entwickler beruhte schließlich unter anderem auf dem Wunsch, neuere Android-Versionen auch auf jenen Smartphones einsetzen zu können, für die Hersteller wie Samsung, HTC oder LG keine Updates vorgesehen hatten. Für über 300 Modelle werden CyanogenMods angeboten. 50 Millionen Menschen weltweit setzen Cyanogen ein. Die Schwierigkeit für die Entwickler aus der Android-Community besteht darin, jede neue Version an die jeweils verbauten Hardware-Komponenten anzupassen. Besonders weit verbreitete Modelle wie die Samsung-Galaxy-Reihe oder die Smartphones aus der Reihe HTC One werden darum eher berücksichtigt als die große Masse an preiswerten Einsteigermodellen. Vor allem bei ersten CyanogenMods nach Android-Versionssprüngen kommt es immer wieder vor, dass einige eher nebensächliche Funktionen wie beispielsweise das Radio zunächst nicht funktionieren.

Das spanische Unternehmen BQ wurde 2005 von sechs Studenten gegründet, inzwischen beschäftigt es 1400 Mitarbeiter. Die Firma legt großen Wert auf seine Entwicklungsabteilung. BQ ist eines der wenigen Unternehmen, die in Europa Smartphones und Tablets designen. Das erste BQ-Handy stammt von 2014, ein Jahr später verkaufte das Unternehmen 1,6 Millionen Geräte, die meisten in Spanien. Deutschland ist inzwischen der zweitwichtigste Absatzmarkt. Zu den weiteren Produktfeldern der Spanier gehören 3-D-Scanner und -Drucker.

Das Aquaris X5 wird in Deutschland als Cyanogen-Variante unter anderem von der Telefónica-Marke O2 vertrieben. Im Webshop von BQ wird zum gleichen Preis neben dem Cyanogen-Modell auch eine Variante mit Android angeboten. Da die technische Basis in beiden Fällen identisch ist, können die Systeme ausgetauscht werden, wobei dies eher ein Thema für Experten ist.

Nur für Experten?

Beim Aquaris X5 ist Cyanogen als vollwertiges Betriebssystem vorinstalliert. Auf vielen anderen Android-Phones kann man CyanogenMods aber auch selbst installieren. Doch das ist alles andere als trivial und erfordert trotz der inzwischen zahlreichen Internet-Anleitungen - zum Beispiel für das Samsung Galaxy S3- einige besondere Kenntnisse.

Zunächst muss das Smartphone „entsperrt“ werden. Weil dies die Gefahr einschließt, dass auch gefährliche Schadprogramme installiert werden könnten, erlischt dadurch bei einigen Herstellern die Garantie. In diesen Fällen ist es sinnvoll, die Android-Alternative erst nach Ablauf der Garantiezeit zu installieren – zumal das Smartphone nach einer misslungenen Installation im schlimmsten Fall komplett unbrauchbar ist.

Nach dem Entsperren und der Installation eines Ladeprogramms wird die Datei mit dem neuen Betriebssystem und eine zweite mit den Google-Apps auf das Smartphone kopiert und dort installiert. Von den CyanogenMod-Versionen gibt es frühe „Nightly“-Versionen und stabile „Snapshots“.

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