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Pausenfüller: Sogar in der Altersgruppe von neun bis 13 Jahren sind über zwei Drittel der Heranwachsenden täglich im Netz. Foto: Imago

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Die Jugend und das Netz: Horror der Unerreichbarkeit

Online ist Normalität, offline ist Notsituation - so sieht die Internetnutzung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus. Nur zwei Prozent der unter 25-Jährigen verfügen über kein internetfähiges Gerät.

Die jungen Deutschen haben das OnlineSein in ihren Alltag integriert. 98 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren in Deutschland verfügen mittlerweile über internetfähige Medien, bei den Kindern von neun bis 13 Jahren sind es 86 Prozent. 70 Prozent der Jugendlichen sind täglich im Netz. Die Grenzen zwischen Online- und Offline-Zeiten sind fließend geworden, nicht wenige empfinden den Zustand, offline zu sein, als Ausnahmezustand, ja als „Notsituation“. Online ist der neue Bereitschaftsmodus. Zu diesen Erkenntnissen kommt die „U25-Studie“ des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), die das Verhalten der Kinder und Jugendlichen in der digitalen Welt analysiert hat.

Der Umgang mit Smartphone und Tablet verändere sich mit dem Lebensalter, sagte DIVSI-Direktor Matthias Kammer. Laut der Untersuchung, die das Sinus-Institut durchgeführt hat, geht es Kindern zunächst vor allem um Spiele, dann verschiebt sich der Fokus hin zur Kommunikation mittels Online-Communitys und Messaging-Diensten. Für Jugendliche und junge Erwachsene ist die Verständigung mit Freunden die wichtigste Funktion bei der Internetnutzung.

Die meisten Jugendlichen sind Online-Optimisten

Onliner ist nicht gleich Onliner, weswegen die Studie sieben verschiedene U25-Internet-Milieus ausweist: „Diese unterscheiden sich entlang ihrer jeweiligen Lebenswelten, ihrer Zugangweisen zum Netz und ihrer Einstellungen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“, sagte Silke Borgstedt, Direktorin Sozialforschung beim Sinus-Institut. Die größte Milieu-Gruppe sind mit 28 Prozent die „Online-Optimisten“ (48 Prozent weiblich, 52 Prozent männlich). Sie seien ganz selbstverständlich digital vernetzt, konsum- und trendorientiert, die Alltagsphilosophie der Internetprofis lautet: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Laut Sinus-Studie kommt die Gruppe der „Unbekümmerten“ auf 18 Prozent (47 Prozent weiblich, 53 Prozent männlich). Ohne Berührungsängste, kaum Sicherheitsbedenken, geringes Gefahrenbewusstsein – die experimentierfreudigen Intensiv-Onliner sehen das Netz im Kern als Freizeitmedium. Quasi am anderen Ende findet sich das quantitativ kleinste Milieu der „Vorsichtigen“ mit sieben Prozent (50:50-Parität der Geschlechter). Sie zeichnen sich durch eine ausgeprägte Sensibilität gegenüber den Risiken im Netz aus.

DIVSI-Chef Kammer hob hervor, wie sehr Bildungsunterschiede das Medienverhalten beeinflussen würden. Formal weniger Gebildete seien mehr unterhaltungs- und kommunikationsgeprägt, während formal höher Gebildete (also das Abitur anstreben oder haben) das Internet wesentlich stärker als Informationsmedium und Bildungsinstrument sähen. Der Einfluss der Eltern auf den Gebrauch nimmt übrigens mit dem Alter ab, von 14 Jahren an läuft das Online-Verhalten weitgehend in Eigenregie ab, damit steigt die Orientierung an gleichaltrigen oder älteren Jugendlichen. Nebenwirkung: Erlaubt ist im Internet, was alle machen. Illegales Download ist nur eine Folge des Wunsches, zu haben, was andere haben.

Auch das gehört zur Online-Jugend: die Furcht vor Mobbing und Beleidigungen wird als größte Risiko im Netz angegeben. Mehrheitlich wird beides online schlimmer empfunden als offline.

Facebook zum Trotz bleibt der Wert echter Freundschaft unangetastet. Heißt: Egal, wie alt der junge Onliner ist und wie viele Online-Freundschaften er hat, die echten Freunde pendeln um den Wert zehn. Online-Freunde, Bekannte, enge Freunde, da wird fein unterschieden.

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