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Wird selbst im Mai gerade mal 30, aber hat schon mit - vermeintlichen - Abnutzungserscheinungen zu kämpfen: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg holt sich mit WhatsApp die Jugend zurück ins Haus.

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Facebook übernimmt WhatsApp: Zuckerberg kauft sich die Jugend

Die Abgesänge auf Facebook waren verfrüht: Durch die Übernahme von WhatsApp holt sich Mark Zuckerberg die jungen Nutzer zurück. Ein Versprechen wird dabei kaum zu halten sein.

Von Markus Hesselmann

Facebook übernimmt WhatsApp: Auf Zusammenhänge hiesiger Old Media übertragen klingt diese Nachricht in etwa so, als kaufe Springer die Taz. Hier die Überzeugungsunternehmer, die sich nicht verbiegen lassen wollen. Die sich zum Beispiel nicht der Werbewirtschaft ausliefern, sondern lieber von ihren Kunden finanzieren lassen. Für die Geldverdienen nicht das Wichtigste ist, sondern eine welt- oder zumindest alltagsverbessernde Idee. Dort das Profitmonster, das nichts unversucht lässt, um auf allen Feldern das größte und ertragreichste zu sein.

Der Vergleich hinkt natürlich, denn erstens wurden selbst nachmalige Profitmonster einst aus einer Idee heraus zum Leben erweckt, einer Idee, die übers reine Geldverdienen hinausging. Und zweitens strahlt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der im Mai gerade einmal 30 Jahre alt wird, trotz aller mit ihm verbundenen Weltherrschaftsphantasien immer noch etwas vom ursprünglichen Junggründercharme aus.

In seiner Alltagsdurchdringung wirkt Facebook auf seine unzähligen Nutzer inzwischen zwar so, als habe es kein Vorher gegeben. Doch erinnerten Jubiläumsfeierlichkeiten erst kürzlich daran, dass auch dieses weltumspannende Webphänomen vor gerade einmal zehn Jahren entstanden war. In Deutschland konnten die VZ-Netzwerke das Facebook-Wachstum sogar noch kurz hemmen, bevor sie vor dem übermächtigen internationalen Konkurrenten in die Knie gingen.

WhatsApp-Gründer Jan Koum führt Facebook künftig mit

Zuletzt wurde Facebook selbst der Niedergang angedichtet. Eine sonst durchaus ernstzunehmende amerikanische Bildungsinstitution, die Princeton-Universität, hatte sogar aufgrund einer am Verlauf von Infektionskrankheiten erprobten Theorie errechnet, dass Facebook schon 2017 so gut wie am Ende sein werde. Das Jungimperium schlug zurück, indem es das Ende von Princeton für das Jahr 2021 prophezeite.

Wollte nach Hause telefo..., nein, Kurzmitteilungen schicken: Jan Koum sagt, er habe WhatsApp enwickelt, um besser und billiger mit der Verwandtschaft in seinem Herkunftsland Ukraine kommunizieren zu können.
Wollte nach Hause telefo..., nein, Kurzmitteilungen schicken: Jan Koum sagt, er habe WhatsApp enwickelt, um besser und billiger mit der Verwandtschaft in seinem Herkunftsland Ukraine kommunizieren zu können.

© dpa

Es deutet vieles darauf hin, dass uns sowohl Princeton als auch Facebook erhalten bleiben. Zuckerberg hat seinem Konzern nun nicht nur ein gut funktionierendes Produkt einverleibt, sondern Know-how und Kreativität gleich mit eingekauft. WhatsApp-Gründer Jan Koum, der aus der Ukraine in die USA kam und mit WhatsApp das Alltagsproblem lösen wollte, dass die Kommunikation mit der Familie daheim schwierig und teuer war, sitzt jetzt mit im "Board of Directors" bei Facebook.

Facebook-Abgesänge verfrüht

Wie noch so viel schräger klingen nun auch die Abgesänge, dass Facebooks Zukunft gefährdet sei, weil jüngere Nutzer sich abwendeten. Schon da war die eigentliche Nachricht, dass sich die Älteren zuwenden. Nun hat Zuckerberg sie alle: Die Älteren, die zu Facebook kommen, und die Jüngeren, die bei WhatsApp sind. Ein erfolgreicher Jungunternehmer wie Koum wird schon wissen, warum er sich bei diesem Deal größtenteils in Facebook-Aktien auszahlen lässt.

Bestenfalls lieb gemeint wirken dabei allerdings die Beteuerungen, alles bleibe so, wie es ist bei WhatsApp: keine Werbung und deshalb auch kein Sammeln von Kundendaten. Das mit dem Geldverdienen müsse noch besser werden, deutet denn auch bereits Zuckerberg an und lässt damit durchblicken, dass es bei der derzeitigen Mikrofinanzierung durch die Nutzer wohl kaum bleiben wird.

Da fällt einem ein anderer Vergleich zu älteren Medien ein: Als es damals losging mit dem Bezahlfernsehen in Deutschland, war einer der angeblichen Vorzüge, dass man hier werbefrei oder zumindest werbearm schauen könnte. Wie das jetzt aussieht, weiß jeder, der sich „Sky“ monatlich eine nicht ganz unbedeutende Summe kosten lässt – und trotz all der Reklame dabeibleibt.

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