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Google Chrome OS: Chrome – Googles künftiges Glanzstück

Google sieht die Zukunft der Computer im Netz. Jetzt baut der Internetkonzern auch an einem Betriebssystem – um die Konkurrenz künftig vollständig abzuhängen.

Seit es Google gibt, hatten die Gründer Larry Page und Sergey Brin die Idee, ein eigenes Betriebssystem zu bauen. Google-Chef Eric Schmidt war immer dagegen, wie er vor Kurzem in einem Interview sagte. Inzwischen hat er seine Meinung geändert und die Chrome OS genannte Software ist Realität.

Das war kein Launch, keine Veröffentlichung einer Beta-Version. Man sei von diesem Schritt noch ein Jahr entfernt, sagte Sundar Pichai, Vizepräsident Product Management. Der Termin sollte vielmehr einen Überblick geben über den Stand der Entwicklung und ihre Ziele. Und Google verkündete, dass der Quellcode des Projektes ab sofort offen sei und das Team das System gemeinsam mit der Open-Source-Bewegung vorantreiben wolle.

Der Name Google Chrome OS – wobei OS für Operating System oder Betriebssystem steht – lehnt sich nicht umsonst an den Google-Browser gleichen Namens an, der vor gut einem Jahr gestartet wurde. Denn der ist so etwas wie der Kern des Ganzen. Man habe ihn entwickelt, um eine moderne und vor allem schnelle Möglichkeit zu bieten, sich im Netz zu bewegen, sagte Pichai. "Vor allem schnell, wir interessieren uns für Geschwindigkeit."

Außerdem ist nach Meinung Googles der Browser selbst künftig das eigentliche Betriebssystem. In der Zukunft, wie sich das Unternehmen sie vorstellt, liegen Programme nicht auf dem heimischen Rechner, sondern im Netz. Der Computer besitzt nur noch die Fähigkeit, diese Anwendungen aus dem Internet so schnell wie möglich zu starten – diese Verbindung sollen Chrome und in einem nächsten Schritt Chrome OS schaffen.

"Je mehr Menschen das Internet nutzen, umso besser ist das für unser Geschäft", sagte Google-Mitgründer Sergey Brin der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. "Ich glaube, es gibt einen echten Bedarf für ein einfach zu nutzendes System, das weniger Management für die Geräte erfordert."

Nicht ohne Stolz sagte Pichai, dass Chrome OS nur sieben Sekunden brauche, um betriebsbereit zu sein. Und dass man daran arbeite, diese Zeit noch zu verkürzen. Das Ziel sei es, einen Computer einschalten zu können wie einen Fernseher.

Für Google geht es dabei um nichts weniger als den Computermarkt der kommenden Jahre. Der schon absehbare Trend geht hin zu mobilen, schnellen Computer, deren Stärke es ist, sich mit der "Cloud" zu verbinden und deren Fähigkeiten zu nutzen. "Der Trend ist sehr, sehr klar", sagte Pichai. Klassische Desktop-Programme würden kaum noch entwickelt. Neue Systeme seien inzwischen fast nur noch Internetanwendungen. Und Google will dabei weit vorne mitspielen, eben mit Chrome OS. Da das auch andere inzwischen erkannt haben, ist die Aufmerksamkeit groß, auch wenn das Programm noch gar nicht fertig ist.

Bisherige Betriebssysteme – wie Windows, das man damit direkt angreift –, sind nur so etwas wie eine Basis für all die Programme, die dann auf dem Rechner installiert werden. Bei Chrome OS gibt es keine Programme mehr zu installieren, alle Software liegt im Netz und der ganze Rechner ist nur noch die Schnittstelle dorthin. Mit dem erwünschten Nebeneffekt, dass die Nutzung unabhängig vom Gerät ist. Geht es kaputt, lässt sich sofort ein anderes nutzen, um die gleichen Programme und die gleichen Daten zur Verfügung zu haben wie zuvor.

Sicherheit sei dabei von größter Bedeutung, sagte Pichai. Und brachte dann eine Erläuterung, die einigen wohl die Haare zu Berge stehen lassen wird. In seiner Welt ist Sicherheit der Software kein Problem, denn da alle Programme in der "Cloud", also bei Google liegen, verstehe man sehr viel besser, was in ihnen vorgehe und könne Fehler viel leichter beheben.

Das aber bedeutet, dass der Nutzer keinen Einfluss mehr auf die Software hat: Was sie können darf – und was nicht – bestimmt der Hersteller. "Kreative", also vom Entwickler nicht erwünschte Anwendungen ließen sich so sehr viel leichter unterbinden. Gleichzeitig wächst die Gefahr für katastrophale Auswirkungen, wenn doch einmal etwas schief geht – Monokulturen sind sehr viel anfälliger für Schädlinge, als wild gewachsene und bunte Systeme. Kann ein Virus etwas kaputt machen, tut er das gleich bei sehr vielen Nutzern. Auch alle Daten liegen dann nicht mehr auf dem eigenen Rechner und sind damit dem Zugriff des Nutzers im Zweifel schnell entzogen. "Alle Daten in Chrome OS sind in der Cloud", sagte Pichai.

Außerdem ist es dank dieser Technik problemlos möglich, das Betriebssystem kostenlos herzugeben, wie Google es gerade tut, aber Geld für die einzelnen Anwendungen zu verlangen – nicht einmalig, wie bisher, sondern als ständige Nutzungsgebühr. Sicher ein gutes Geschäft.

Wie sieht das Ganze nun aus? Hauptsächlich wie der Browser Chrome. Am oberen Rand finden sich Tabs, hinter denen sich aber nicht Internetseiten, sondern Anwendungen verbergen und die frei mit den entsprechenden Programmen belegt werden können. Am linken Rand führt ein Button zu einem "App Menu". Ähnlich wie beispielsweise im App-Store von Apple werden hier neue Programme gesucht und geladen.

In der Demo wirkte das alles so problemlos und leicht zu nutzen, wie es wohl auch sein wird. Immerhin ist Google bekannt: Einfach Programme, damit viele sie benutzen.

Der erste Schritt dahin aber scheint dem Unternehmen nicht so leicht zu fallen. Der Browser Chrome hat noch keine allzu große Marktdurchdringung erreicht. 40 Millionen Menschen würden ihn weltweit als ihren Hauptnetzzugang nutzen, sagte Pichai. Noch ist das vergleichsweise wenig. Doch plant man schon die nächste Stufe. "Chrome für Mac" sei fertig und werde bald kommen, sagte Pichai, genau wie Chrome für Linux.

Quelle: ZEIT ONLINE

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