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In den Startlöchern: WeTab, OpenTablet, JooJoo

Bei den meisten iPad-Alternativen handelt es sich vorerst um Ankündigungen. Ab Herbst hat der Käufer die Qual der Wahl.

Das iPad macht erfinderisch – nicht nur Apple, sondern die gesamte Computerbranche. Allerdings haben die Alternativen zu Apples Tablet-PC derzeit vor allem eines gemeinsam: Es handelt sich überwiegend um Ankündigungen. Eine echte Wahl hat der Kunde erst ab Herbst.

Einer der wenigen iPad-Rivalen, der bereits jetzt erhältlich ist, heißt Archos 9 PC Tablet. Das tastaturlose Gerät ist mit seinem 8,9-Zoll-Bildschirm etwas kleiner als das iPad und wiegt mit 820 Gramm etwas mehr. Für 475 Euro erhält der Käufer einen Tablet-PC mit 60 Gigabyte Speicherplatz, 1,3 Megapixel-Kamera und Windows 7 als Betriebssystem, allerdings kräftig eingebremst durch einen schmalbrüstigen Prozessor. In punkto Tempo, Bedienungskomfort, Akkulaufzeit und Gesamteindruck bleibt das Archos-Tablet damit hinter dem großen Konkurrenten zurück.

Ein weiterer Tablet-PC, den es immerhin schon zu bestellen gibt, heißt WeTab. Nach letztem Stand wird das von der Berliner Softwarefirma Neofonie entwickelte Gerät frühestens am 19. September ausgeliefert. Das WeTab wurde als Gegenentwurf zum iPad konzipiert. Mit USB-Anschlüssen, HDMI-Ausgang, Webcam, Linux-Betriebssystem, Flash-Unterstützung und preiswerter Speichererweiterung über SDHC-Karten spricht es alle an, die einen großen Bogen um iTunes, iBookstore und Apple-Apps machen wollen. Der Bildschirm ist mit fast 12 Zoll zudem deutlich größer als beim iPad. Vorausgesetzt, dass Neofonie tatsächlich ein marktreifes Produkt in den Handel bringt, könnte das WeTab zum heißesten Apple-Wettbewerber werden. Dass die Akkulaufzeit mit sechs Stunden unter dem iPad liegt, wäre da genauso zu verschmerzen wie eine möglicherweise nicht ganz so elegante Nutzerführung wie beim Apple-Tablet.

Die Verheißung des JooJoo von Fusion Garage heißt ebenfalls Größe. Mit 12,1 Zoll übertrifft der Bildschirm sogar das WeTab. Der JooJoo kann seit einigen Wochen für 359 Euro plus 15 Euro für die Lieferung sowie die Umsatzsteuer auf der Herstellerhomepage bestellt werden. Die aktuelle Version unterstützt WLan und Bluetooth, eine UMTS-Variante ist angekündigt. Das JooJoo ist fürs Internet optimiert; alles was im Browser funktioniert – auch Flash – kann genutzt werden, lokale Anwendungen sind bei einem Gesamtspeicher von vier Gigabyte auf diesem Linux-Computer nicht vorgesehen.

Auf sein offenes Konzept setzt Open Peak mit dem OpenTablet 7. Wie das WeTab soll es über USB-Anschlüsse, HDMI, und Speicherkartenslot (Micro SDHC) verfügen, anders als bei den Apple-Produkten soll sogar der Akku austauschbar sein. Mit der HD-Kamera können sowohl Fotos als auch Videos aufgenommen werden. Das Multitouch-Display fällt allerdings mit sieben Zoll recht klein aus. Im Gegensatz zu Apple wird die im Internet weit verbreitete Flash-Technik ausdrücklich unterstützt, sogar die Oberfläche basiert auf einer Flash-Basis. Open Peak will das Gerät in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt bringen, sowohl über den Handel als auch zusammen mit Mobilfunkprovidern und hofft auf breite Unterstützung der Entwicklerszene.

Dell hat für Juni den iPad-Rivalen Streak angekündigt, zunächst nur für Großbritannien, später für die USA. Mit seinem nur halb so großen Display spielt der mit Android arbeitende Flachcomputer allerdings eher in der iPhone-Liga.

Der große Run auf den Tablet-Markt setzt im zweiten Halbjahr ein. Mit Asus, Toshiba und Google gibt es eine lange Liste von Firmen mit Tablet-Plänen. Auch der Aldi-Lieferant Medion soll in den Startlöchern stehen und für Weihnachten einen iPad- Konkurrenten an den Start schicken.

Aber längst nicht alle Pläne werden umgesetzt: Microsoft hat seine Pläne für ein Tablet mit dem Namen Courier unlängst gestoppt, auch wenn sich das Unternehmen nicht komplett aus diesem Segment zurückziehen will. Eine Richtungsänderung gibt es offensichtlich auch bei Hewlett Packard. Den zu Beginn des Jahres präsentierten Tablet-PC namens Slate PC mit Windows 7 als Betriebssystem wird es zwar nach letzten Meldungen nicht mehr geben, dafür gab Hewlett Packard gerade erst bekannt, das zusammen mit Palm erworbene WebOS-System zur Basis für eigene Multimedia-Tablets zu machen.

Allein mit Blick auf die Hardware kann sich Apple auf einen harten Wettbewerb einstellen. Über Spaß und Nutzen der Rivalen des iPad entscheidet aber am Ende, wenn sich zeigt, welche Plattformen die Entwicklergemeinde mit sinnvollen und unterhaltsamen Anwendungen unterstützt. Offene Plattformen wie Linux, Android oder WebOS haben dafür die besten Voraussetzungen. Abwarten kann sich also lohnen.

Das gilt sowohl für Apple-Verweigerer, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, was sie mit ihrem Computer anstellen dürfen, aber genauso auch für potenzielle iPad-Nutzer. Schließlich dauert es bei Apple nie besonders lang, bis eine neue Version eines Gerätes mit vielen zuvor vermissten Funktionen herauskommt. Das zumindest hat das iPhone gezeigt. Kurt Sagatz

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