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Die Browserlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren verändert.

© dpa

Internet Explorer: Microsoft verliert die Browserkriege

Im zweiten Browserkrieg ist eine wichtige Schlacht entschieden worden: Der Internet Explorer von Microsoft dominiert nicht mehr den Markt.

Die große Zeit des Internet Explorer von Microsoft ist lange vorbei. Während der Jahrtausendwende beherrschte das Programm den weltweiten Markt für die Darstellung des Internets, der Marktanteil von mehr als 90 Prozent schien unangreifbar. Dann kam Mozillas Firefox.

Heute ist die Herrschaft Microsofts gebrochen. So verkündete das Statistikprojekt StatCounter, der weltweite Marktanteil des Explorer sei zum ersten Mal unter die Marke von 50 Prozent gefallen. Ob das stimmt, lässt sich kaum prüfen, die Marktanteile von Browsern beruhen auf Hochrechnungen und Schätzungen. Zum Vorgehen erklärte StatCounter, man habe insgesamt drei Millionen Websites im Blick, und werte dann aus, mit welchen Browsern eine bestimmte Seite angesurft wurde.

Doch surfen andere Leute offensichtlich mit anderen Browsern: Die Messungen von Netmarketshare beispielsweise kommen für den Explorer derzeit auf einen Wert von knapp 60 Prozent.

Doch selbst wenn die Zahlen nur näherungsweise korrekt sind, ist richtig, was StatCounter-Chef Aodhan Cullen dazu sagte: dass man derzeit einen "Meilenstein in den Browserkriegen" beobachte. Denn sicher ist, dass der Marktanteil des Explorer seit Jahren kontinuierlich sinkt und Microsoft immer mehr Kunden an Firefox, Chrome, Opera, Safari oder Camino abgeben muss.

Die Browserkriege begannen Mitte der neunziger Jahre mit dem Kampf zwischen dem ersten Marktführer in dem Segment überhaupt, dem Navigator von Netscape und dem damaligen Neuling Microsoft. Der gewann um die Jahrtausendwende, weil Netscape es versäumte, sein Produkt technisch weiterzuentwickeln und weil Microsoft seine Marktmacht bei Personalcomputern gnadenlos ausnutzte. Jeder neue PC, auf dem Windows lief, hatte auch den Explorer an Bord.

Das Vorgehen führte in den USA und Europa zu Kartellverfahren, bei denen Microsoft gezwungen wurde, seinen Kunden die Wahl des Browsers zu überlassen.

Interessanterweise war es aber gerade die erdrückende Übermacht des Siegers, die zum nächsten Browserkrieg führte. Netscape war so vollständig geschlagen, dass die Programmierer sich zu einem letzten, verzweifelten Schritt entschlossen: Sie machten den Quellcode ihres Programms jedermann zugänglich, und verschenkten ihn damit. 1999 entstand so Mozilla und damit ein neuer Konkurrent für Microsoft.

Auf einmal mussten die Programmierer in Redmond nicht mehr nur gegen eine anderen Firma, sondern gegen unzählige Freiwillige arbeiteten, die ihre Fähigkeiten in den Dienst einer neuen Bewegung stellten: mit seinem Versuch, ein Monopol zu sichern, hatte Microsoft die Open-Source-Bewegung geschaffen. Die machte genau diesem Monopol nun ein Ende.

Außerdem ist mit Google ein neuer und schlagkräftiger Gegner aufgetaucht. Der Browser Chrome gewinnt vor allem in den USA zunehmend an Boden. Inzwischen kommt er weltweit auf mehr als elf Prozent, zumindest nach den Daten von StatCounter. Netmarketshare sieht ihn immerhin bei acht Prozent. Tendenz steigend, bei beiden.

Microsoft, so scheint es, hat die Gefahr erkannt und sich bei seiner neuesten Version bemüht, den Explorer moderner, schneller und webaffiner zu machen. Für ein Monopol aber wird es wohl trotzdem nicht mehr reichen.

Quelle: Zeit Online

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